Kahlschlag im Dschungel der Steuerparagrafen gefordert

Klaus Hübner, Präsident der Kammer der Wirtschaftstreuhänder
Kammer der Wirtschaftstreuhänder sieht Gefahr der Kriminalisierung.

Werden heimische Betriebe von der Finanz geprüft, ist zuletzt eine schärfere Gangart zu beobachten. Es sei fast so, als ob die unter dem Druck stehen, mehr Abgaben vorzuschreiben und höhere Ergebnisse zu erzielen. Das berichten Steuerberater – zusammengefasst im jüngsten Wahrnehmungsbericht der Kammer der Wirtschaftstreuhänder (KDW). "Diesen Trend zur Kriminalisierung der geprüften Unternehmen haben wir nicht notwendig", ärgert sich KDW-Präsident Klaus Hübner.

Er und Verena Trenkwalder, Vorsitzende des Fachsenats für Steuerrecht, fordern einmal mehr eine radikale Vereinfachung des Steuersystems. Das jetzige sei viel zu kompliziert und praxisfern. Die Quantität der Gesetze nehme zwar zu, die Qualität dabei aber ab. Dass die Zahl der Steuerberater innerhalb der vergangenen 15 Jahre von 3500 auf fast 7500 gestiegen ist, sei ein Abbild des verzwickten Steuer- und Abgabensystems.

Zusammenlegen

"Wir brauchen eine Verwaltungsreform. Sonst werden wir es nicht stemmen, die Lohnnebenkosten zu senken", sagt Hübner. Laut Trenkwalder sollten etwa die Gebietskrankenkassen zusammengelegt werden. Aus Hübners Sicht sollte man für Unternehmen überhaupt eine einheitliche Abgabe schaffen, die alles abdeckt. Aufgeteilt soll diese dann im Hintergrund werden – ohne die Unternehmen nicht weiter mit Papierkram zu belasten.

Zusammenlegen könnte man aus Sicht der Experten auch die Finanzpolizei, die Steuerfahndung und die Betrugsbekämpfung. Von einer Erbschaftssteuer hält er nicht viel, da würde "verdammt wenig hereinkommen", die Einhebung wäre aber "verdammt teuer". Dass Riesenkonzerne wie Apple in Europa praktisch keine Steuer zahlen, hält er für "unerträglich und unfair".

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