Jobverlust ist die häufigste Schuldenfalle

Jobverlust ist die häufigste Schuldenfalle
Im Vorjahr haben sich 55.194 Personen bei der Schuldnerberatung gemeldet.

Die Zahl jener Personen, die sich finanziell übernommen haben und bei der Schuldnerberatung Hilfe suchen, „stagniert auf sehr hohem Niveau, aber die Arbeitslosigkeit wird zu einem immer größeren Risikofaktor“. Das sagt Hans Grohs, Geschäftsführer der ASB Schuldnerberatungen und damit der Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen. Im Vorjahr haben sich 55.194 Personen an die Stellen gewandt. Die häufigsten Überschuldungsgründe: Arbeitslosigkeit (43 Prozent), gefolgt von falschem Umgang mit Geld, gescheiterter Selbstständigkeit und Scheidung (19, 17 bzw. zwölf Prozent). Drei von zehn Betroffenen hatten weniger Einkommen zur Verfügung als das Existenzminimum von 814 Euro, und es damit besonders schwer, sich von der Schuldenlast zu befreien.

Von einer Entschuldung profitieren nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Volkswirtschaft, wird in einer Studie der Wirtschaftsuniversität Wien vorgerechnet. „Den Schuldnern wird geholfen, den Job zu erhalten oder einen neuen zu finden. Das führt dazu, dass weniger Arbeitslosengeld bezahlt und zusätzliche Sozialversicherungsbeiträge eingenommen werden“, erklärt Studienleiterin Eva More-Hollerweger. Demnach schafft jeder Euro, der in die Beratungsstellen fließt, einen Mehrwert von 5,3 Euro. Derzeit werden rund elf Millionen Euro jährlich in die Finanzierung der Schuldnerberatungsstellen investiert – vor allem aus öffentlichen Kassen. Am meisten profitieren die Klienten (60 Prozent des Gesamtnutzens von 60 Millionen Euro), gefolgt von Staat und Sozialsystem (30 Prozent). „Wichtig ist zeitnahe Unterstützung, um eine Abwärtsspirale aus Arbeitslosigkeit und Krankheit zu verhindern“, betont More-Hollerweger.

„Blamabel“

Sozialminister Rudolf Hundstorfer will den Privatkonkurs auch für Menschen, die keine nennenswerten Beträge zum Abbau ihrer Schulden beitragen können – zum Beispiel Mindestpensionisten – zugänglich machen. Er verweist auf das deutsche Vorbild, gesteht aber ein, dass die Verhandlungen hierzulande „zähflüssig“ verlaufen. Es sei „blamabel, dass man den Menschen keine Chance gibt“, so Hundstorfer.

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