Japan: Kaum Strom-Engpässe trotz Atom-Stopps

Japan: Kaum Strom-Engpässe trotz Atom-Stopps
Seit dem Wochenende ist das ganze Land atomstromfrei. Umweltschützer hoffen nun auf eine Wende in der Energiepolitik.

Erstmals seit Jahrzehnten ist Japan atomstromfrei. Am Wochenende ging – wie berichtet – der Letzte von 54 Atomreaktoren wegen Wartungsarbeiten vom Netz. Doch der befürchtete Energiekollaps in der drittgrößten Industrienation der Welt blieb aus.

Dass die Stromknappheit im Land weniger schlimm ist als angenommen, führen Experten auf verschiedene Faktoren zurück: Die Bevölkerung wurde im Rahmen einer Kampagne zum Energiesparen aufgerufen, was offenbar viele Menschen beherzigen. Zudem gibt es zeitweise Stromabschaltungen, und viele Betriebe drosseln ihre Produktion.

Bis zur Katastrophe von Fukushima im März 2011 deckten die Atomreaktoren rund 30 Prozent des Strombedarfs ab. Sie werden in Japan alle 13 Monate für Wartungsarbeiten heruntergefahren. Und weil die Gemeinden seit der Katastrophe von ihrem Recht Gebrauch machen, die Wiederinbetriebnahme von AKW zu verhindern, ist das Land nunmehr atomstromfrei.

Solar- und Windkraft

Umweltschützer wollen, dass dies auch so bleibt. Sie hoffen angesichts des erzwungenen Atom-Stopps auf eine grundlegende Wende in der Energiepolitik Japans. Und tatsächlich arbeitet die Regierung an einem neuen Versorgungskonzept. Erneuerbare Energien wie Solar- und Windkraft sollen gefördert werden. Auch Biogas ist ein Thema. Laut Medienberichten werden die Subventionen in den nächsten Wochen in Kraft treten.

Das Tokyo Institute of Technology etwa geht mit gutem Beispiel voran: Das Dach und die Fassade des Gebäudekomplexes, der direkt neben einer Bahntrasse liegt, verschwinden hinter Solarpaneelen. Die 4500 Paneele sind für jedermann gut sichtbar; sie stellen die gesamte Stromversorgung des Komplexes sicher.

Seit dem Atomunglück von Fukushima sprechen sich immer mehr Japaner gegen eine Wiederinbetriebnahme von Atomkraftwerken aus. Führende Vertreter der Wirtschaft fordern hingegen ein zügiges Wiederanfahren der Meiler, weil sie befürchten, dass Japans Wirtschaft zusammenbrechen könnte. Und Stromkonzerne warnen vor Versorgungsengpässen im Sommer – in den schwül-heißen Monaten laufen die Klimaanlagen im Land auf Hochtouren.

Wann und ob die Reaktoren wieder in Betrieb genommen werden, ist noch völlig unklar. Um die Stromversorgung sicherzustellen, wurden stillgelegte Thermalkraftwerke wieder angefahren. Der dazu nötige Import von Ersatzbrennstoffen wie Rohöl verursacht jedoch hohe Kosten. Kritiker des erzwungenen Atomausstiegs weisen auf den -Anstieg durch die verstärkte Verbrennung von Öl hin. Doch Umweltschützer halten dagegen, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien zügiger vorangehen müsse.

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