Japan birgt "brennbares Eis" aus dem Pazifik

epa03619832 A handout photo taken and made available by the Japan Oil, Gas and Metals National Corporation (JOGMEC) on 12 March 2013 shows gas flames expelled from a burner on the deep-sea drilling vessel 'Chikyu' in the Pacific off Aichi Prefecture, central Japan. The Japanese Economy, Trade and Industry Ministry announced on 12 March 2013 that they succeeded for the first in the world to extract methane gas from methane hydrate layers in the seabed. As Japan lacks of fossil fuel reserves, there is great hope in this new technology as methane hydrate covers wide areas in the seabed around the country. EPA/JOGMEC/HANDOUT HANDOUT EDITORIAL USE ONLY/NO SALES
Ära nach Fukushima: Methanhydrat aus der Tiefsee soll das Energieproblem der Insel lösen.

Nach der Abschaltung fast aller Atomkraftwerke nach der Katastrophe von Fukushima (Bilderstrecke zum 2. Jahrestag) hofft Japan auf Energiequellen aus der Tiefe des Meeres: Japanischen Forschern gelang es am Dienstag nach eigenen Angaben erstmals, Methanhydrat aus dem Meeresboden etwa 80 Kilometer vor der Küste der Provinz Aichi auf der Hauptinsel Honshu zu bergen. Schätzungen zufolge könnte sich Japan von den Methanhydrat-Vorräten vor seinen Küsten mehr als ein Jahrhundert lang mit Energie versorgen. Die Förderung des Gases ist allerdings sehr schwierig und kostspielig.

Methanhydrat ist in gefrorenem Wasser eingelagertes Methan, wegen seines Aussehens wird es auch "brennendes Eis" genannt.

In Methanhydrat ist sind die Gasmoleküle durch den Druck unter dem Seeboden viel dichter gepackt, die Energieausbeute eines Kubikmeters Methanhydrat ist deshalb Schätzungen zufolge ein Vielfaches höher als von gasförmigem Methan derselben Menge.

Testphase

Nach Angaben von Industrieminister Toshimitsu Motegi wurde der Test vor der Küste von Aichi jahrelang vorbereitet. Am Dienstag gelang es den Forschern dann, vier Stunden lang Gas zu extrahieren, dass einen Kilometer unter dem Meeresspiegel 330 Meter tief im Meeresboden lagerte. Ziel ist es in dem ersten Test, zwei Wochen lang Gas zu fördern. Dabei wird eine Technik eingesetzt, die sich den in großer Tiefe herrschenden Druck zunutze macht, um das Gas aus den unterseeischen Sedimenten zu pressen.

"Wollen Technik sicherer machen"

"Wir wollen die Technik sicherer machen, um zu die Vorräte kommerziell abbauen zu können", sagte Motegi.

Trotz der extrem schwierigen Förderbedingungen strebt Japan nach Angaben des zuständigen Konsortiums an, Methanhydrat ab 2018 kommerziell zu fördern. Japan muss derzeit 95 Prozent seines Energiebedarfs importieren.

Thema in "Der Schwarm"

Japan birgt "brennbares Eis" aus dem Pazifik
Autor Frank Schätzing (?Der Schwarm?) steht am Montag (23.05.2011) auf dem Gelände des Kieler IFM-GEOMAR Leibniz-Institutes für Meereswissenschaften vor dem Forschungstauchboot "Jago". Schätzing erhält den diesjährigen Deutsche Bank ? IFM-GEOMAR Meerespreis für "geschickte Verbindung zwischen wissenschaftlichen Fakten und der Aura des Unbekannten, den die bis heute weitgehend unbekannte Welt der Tiefsee darstellt". Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Foto: Carsten Rehder dpa/lno +++(c) dpa - Bildfunk+++
Bekannt wurde Methanhydrat auch durch den Roman "Der Schwarm" des deutschen Autors Frank Schätzing, der in dem Zukunftsszenario mögliche katastrophale Folgen der Förderung aus der Meerestiefe beschreibt.

Auch Wissenschafter fürchten, dass ein großflächiger Abbau der Gashydrate das Abrutschen von Küstenhängen in der Meerestiefe zur Folge haben könnte.

Im Meeresboden sind riesige Mengen des Treibhausgases Methan in Form von Methanhydrat gespeichert. Eine Arbeitsgemeinschaft aus Mikroorganismen sorgt in den Sedimenten der Ozeane dafür, dass dieses Methan auch ohne Sauerstoff (anaerob) abgebaut wird. Dass Schwefelverbindungen dabei eine wichtige Rolle spielen, wusste man.

Deutsche und österreichische Wissenschafter konnten erst kürzlich zeigen, dass dabei ganz andere Reaktionen ablaufen als man bisher gedacht hat. Ihre Arbeit wurde im November 2012 in der Wissenschaftszeitschrift Nature veröffentlicht.

Zur Website des Departments für mikrobielle Ökologie der Universität Wien

Das Methan entsteht, wenn die gewaltige Menge an organischem Material, das ständig auf den Meeresboden sinkt, verwest. Mikroorganismen bilden dabei aus Wasserstoff und CO2 das Treibhausgas Methan - und zwar in so großen Mengen, dass sich die Wissenschaft intensiv darum bemüht, die Prozesse am Meeresgrund detailliert zu verstehen.

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