Jänner-Inflation: Höchster Wert seit Juli 2013

Der tägliche Einkauf verteuerte sich im Schnitt um 2,4 Prozent. Der wöchentliche Einkauf, der auch Sprit miteinberechnet, verbilligte sich im Jahresabstand um 0,3 Prozent.
Die Inflation hat mit 2,0 Prozent zu Jahresbeginn deutlich angezogen. Der Warenkorb wurde von der Statistik Austria neu zusammengestellt.

Das Leben ist zu Jahresbeginn deutlich teurer geworden. Die Inflationsrate erhöhte sich im Jänner auf 2 Prozent und erreichte damit den höchsten Wert seit Juli 2013. Der tägliche Einkauf wurde gar um 2,3 Prozent teurer. Preistreiber waren der Verkehr, Restaurants und Hotels sowie Mieten. Ohne teurere Treibstoffe hätte die Inflation 1,5 Prozent betragen.

Billiger geworden sind im Vergleich zum Jänner 2016 Handy und Internet. Ebenfalls dämpfend haben sich die Strom- und Gaspreise sowie die Arztkosten ausgewirkt.

Teures Autofahren

Richtig teuer geworden ist das Autofahren. Die Preissteigerung bei Treibstoffen lag zu Jahresbeginn bei 14,3 Prozent. Reparaturen verteuerten sich um 3,7 Prozent. Bei der Kostengruppe "Wohnung, Wasser, Energie" stiegen die Preise um 1,7 Prozent. Wohnungsmieten erhöhten sich um 4,3 Prozent, die Instandhaltung von Wohnungen verteuerte sich durchschnittlich um 1,4 Prozent.

Und wer die teure Wohnung verließ, musste auch gleich tiefer in die Tasche greifen. "Restaurants und Hotels" verteuerten sich um 3 Prozent, Beherbergungsdienste wiederum um 3,6 Prozent.

Die im Jahresvergleich drastisch gestiegenen Heizölpreise (32,7 Prozent) wurden durch fallende Preise anderer Energieträger (feste Brennstoffe minus 2,1 Prozent, Gas minus 3,3 Prozent, Strom minus 5,5 Prozent) nahezu kompensiert.

Nahrungsmittel wurden um 1,8 Prozent teurer (Fleisch 1,7 Prozent, Gemüse 2,3 Prozent, Milch, 0,4 Prozent). Die Preise für "Bekleidung und Schuhe" erhöhten sich um durchschnittlich 1,8 Prozent.

Täglicher Einkauf um 2,3 Prozent teurer

Das Preisniveau des Mikrowarenkorbs, der den täglichen Einkauf widerspiegelt, erhöhte sich im Jahresabstand um 2,3 Prozent. Der Miniwarenkorb, der einen wöchentlichen Einkauf abbildet und neben Nahrungsmitteln und Dienstleistungen auch Treibstoffe enthält, stieg um 3,8 Prozent.

Die Teuerung liegt mit 2 Prozent deutlich über den Kollektivvertragsabschlüssen seit der Herbstlohnrunde des Vorjahres, die fast alle bei einem Plus zwischen 1,3 und 1,5 Prozent lagen. Dies hat historische Gründe - traditionell wird für das Feilschen über die Lohn- und Gehaltszuwächse die Inflationsrate der vergangenen 12 Monate herangezogen - und im Vorjahr lag diese bei 0,9 Prozent.

Neuer Warenkorb mit E-Bike statt Teddybären

Die Statistik Austria hat den Warenkorb für die Inflationsberechnung neu gestaltet. Neu erhoben werden nun unter anderem die Preise für E-Bikes, Löskaffee, Pay-TV und Tanzschulen. Herausgefallen sind 67 Waren und Dienstleistungen, von Teddybären bis zu Inlandflügen, von der Mikrowelle bis zum MP3-Player.

"Unser Geschäft ist sehr nüchtern, wir haben nicht den emotionellen Zugang, was uns gefällt", sagte Konrad Pesendorfer, Chef der Statistik Austria, am Mittwoch bei der Vorstellung des aktualisierten Warenkorbs. Die Entscheidung spiegle einfach die Angaben der Konsumerhebung von 2014/15 wider. Das Plüschtier spielt in den Ausgaben der Österreicher keine Rolle mehr - Kriterium ist, dass weniger als ein Tausendstel der Haushaltsausgaben darauf entfallen. "Daher müssen wir manchmal auf den Teddybär verzichten".

770 Waren und Dienstleistungen

Die Statistik Austria erfasst künftig 770 Waren und Dienstleistungen (bisher 801), für die knapp 40.000 Preise pro Monat erhoben werden. Zumindest im Bereich Nahrungsmittel soll die Erhebung bald noch effizienter werden: Supermarktketten sollen nach EU-Vorgabe die Daten ihrer Scannerkassen zur Verfügung stellen. Damit würde die Statistik Austria Rabatte durchgehend erfassen, was bisher nur zufällig geschieht, wenn es gerade ein Aktion gibt, während die monatliche Preiserhebung stattfindet. Ganz am Anfang könnte das einen preisdämpfenden Effekt haben, der aber spätestens nach einem Jahr verschwindet. Andererseits könne man klar messen, welche Produkte die Österreicherinnen und Österreicher am häufigsten kaufen - und diese dann für die Inflationsberechnung berücksichtigen. Damit werde die Preisfeststellung "wahrheitsgetreuer". Pesendorfer ist zuversichtlich, dass es noch heuer eine Einigung mit dem "überschaubaren Kreis" der großen Einzelhandelsketten gibt. Klar sei, dass die Statistik Austria nur Daten einfordert, die ohnehin schon erhoben werden.

Das größte Gewicht im Warenkorb hat die Gruppe Wohnung, Wasser, Energie mit einem Fünftel, ihr Anteil ist im Vergleich zum bisherigen Warenkorb noch gestiegen, erläuterte Statistik-Austria-Experte Josef Auer. Das sei wahrscheinlich vor allem darauf zurückzuführen, dass diese Produkte zuletzt im Vergleich zu anderen Produkten teurer geworden sind. Verkehr folgt mit fast 13 Prozent, vor den drei Gruppen Essen und Trinken, Freizeit und Kultur sowie Restaurants und Hotels mit jeweils über 11 Prozent. Auch das Gewicht von Restaurants und Hotels an den Gesamtausgaben hat zugelegt - ebenfalls wegen Preiseffekten, so Auer. Allerdings haben sich auch die Konsumgewohnheiten geändert. Österreicher essen häufiger auswärts, wobei man auch den Fastfood-Bereich bedenken müsse. Erziehung und Unterricht ist bei den Ausgaben der privaten Haushalte mit 1,2 Prozent der kleinste Korb - für Schule und Universität müssen die Haushalte aber nicht direkt zahlen.

Die Statistik Austria hat derzeit 80 bis 85 Preisbeobachter, die in 20 Städten die Preise erheben.

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