Jackson Hole: Das große Rätsel für die Finanz-Experten

Janet Yellen: Ihre Aussagen beim Notenbanker-Treffen werden auf die Goldwaage gelegt.
Wann beenden die USA die Nullzins-Politik? Die Finanzwelt hofft auf Signale vom Treffen der Notenbanker in Jackson Hole.

Ein idyllisches Bergdorf in den Rocky Mountains zieht ab Donnerstag die internationale Finanzwelt in seinen Bann: Jackson Hole, einst der Lieblings-Urlaubsort des ehemaligen Präsidenten der US-Notenbank und begeisterten Fischers Paul Volcker, ist bis Freitag Treffpunkt der Spitzen-Notenbanker und großen Ökonomen der Welt.

Seit 1978 findet so eine informelle Zusammenkunft in Jackson Hole statt und wie jedes Jahr starren die Finanzexperten rund um den Globus auf Jackson Hole wie einst die Reisenden auf die griechische Sphinx. Denn eindeutige und klare Ankündigungen sind von den Notenbankern nicht zu erwarten. Vielmehr werden es vage Signale sein, aus denen die Spezialisten zu erschließen versuchen, wann die US-Notenbank die seit sechs Jahren dauernde Nullzins-Politik beenden könnte.

Bedeutsam ist das nämlich für die Entwicklung der Anleihen- und Aktienmärkte weltweit. Steigen die Zinsen, werden Anleihekurse und wohl auch Aktien fallen. "Die Zinswende wird für Aktienmärkte eine große Bewährungsprobe", ist Monika Rosen-Philipp, Chefanalystin im Private Banking der Bank Austria, überzeugt. Und die überraschende Rallye am Anleihemarkt seit Jahresbeginn werde sich wohl nicht mehr fortsetzen.

Arbeitsmarkt im Fokus

US-NotenbankchefinJanet Yellenwird aber nicht den Aktien-, sondern den Arbeitsmarkt ins Zentrum stellen. "Für Yellen ist wichtig, dass der Mann auf der Straße Arbeit hat. Vom Aktienboom profitiert der nicht", sagt Rosen-Philipp. 200.000 neue Jobs wurden in den USA in den vergangenen sechs Monaten geschaffen. Die Arbeitslosenrate ist von 7,3 auf 6,2 Prozent gefallen. Und das Wirtschaftswachstum hat sich im zweiten Quartal auf vier Prozent beschleunigt. All das würde für eine baldige Zinswende sprechen. "Doch Yellen ist vorsichtig. Sie wird zuwarten, bis der Arbeitsmarkt nachhaltig anspringt", glaubt Rosen-Philipp. Ihre Prognose: Die US-Zinsen werden erst im zweiten Quartal 2015 steigen.

Der jüngste Rückgang des Euro zum Dollar dürfte wenig mit künftig höheren US-Zinsen zu tun haben, glauben Experten. Vielmehr spiegle das die Ukraine-Krise wider.

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