Italienische Schulden zu (ver)kaufen

Italien Die wirtschaftliche Stabilität ist ebenso bedroht wie die politische: Die drittgrößte Volkswirtschaft des Euroraums macht eine der schwersten Rezessionen ihrer Geschichte durch, ...
Am "Staatsanleihen-Tag" können Anleger italienische Staatspapiere kaufen, ohne den Banken Provisionen zahlen zu müssen.

Wir kaufen uns unsere Staatsschuld zurück!" Giuliano Melani, Besitzer einer Leasinggesellschaft, startete vor einigen Wochen unter diesem Motto eine Kampagne wonach Anleger Staatspapiere kaufen können, ohne den Banken Provisionen zahlen zu müssen. Am Montag ist wieder "Staatsanleihen-Tag". Eine ähnliche Initiative am 28. November hatte bereits großen Erfolg und wurde und in Italiens Finanzwelt mit Beifall aufgenommen.

Der aus der toskanischen Stadt Pistoia stammende Giuliano Melani hatte am 4. November eine ganze Anzeigenseite in der Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera geschaltet und an die Italiener appelliert: "Lasst uns unsere Schulden kaufen!". Melanis Rechnung ist einfach: Wenn jeder Italiener Staatstitel für 4.500 Euro aufkaufen würde, wären die gesamten Schulden gedeckt. Damit könnte sich Italien aus der Krise retten.

Grilli: "Wichtige Initiative"

Die Reaktion auf Melanis Idee war überraschend. Seiner Kampagne schlossen sich die größten Banken des Landes an. "Wir wollen ein klares Signal unseres Einsatzes für Italien setzen", sagte ein Sprecher der Bankenvereinigung ABI. Melanis Kampagne erhielt auch den Segen des neuen Vize-Wirtschaftsministers Vittorio Grilli: "Es handelt sich um eine wichtige Initiative, dank der die Italiener unsere täglichen Probleme zur Neufinanzierung unserer Verschuldung besser begreifen können."

Für die Initiative begeisterten sich Großunternehmer, Stars des italienischen Fernsehens, Intellektuelle und Sportler. Mehrere prominente Unternehmer, darunter Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, hatten kürzlich für solche Aktionen geworben. Auch auf lokaler Ebene will man dem verschuldeten Staat unter die Arme greifen. So investierte der Provinzrat von Treviso 13,5 Millionen Euro in Staatsanleihen. Einige Politiker schlagen sogar vor, dass die Schulden der öffentlichen Verwaltung bei Unternehmen mit Staatspapieren bezahlt werden. Der Vorschlag löste allerdings heftige Diskussionen aus.

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