Investmentskandal Wienwert: Wo sind die Anleger-Millionen tatsächlich hingeflossen?

Wienwert-Debakel wird ein gerichtliches Nachspiel haben
Kapitalmarkt-Anwalt schießt sich auf den Treuhänder ein, der die zweckgebundene Verwendung der Gelder überwachen sollte.

Der Anlageskandal rund um die Immobilien-Gruppe Wienwert wird wahrscheinlich am Ende vor einem Strafgericht landen. Für die betroffenen Anleger und deren Anwälte ist bisher überhaupt nicht nachvollziehbar, was mit den Anleihegeldern (34,37 Millionen Euro) geschehen ist. Oder anders gesagt: Wo sind die Millionen tatsächlich geblieben?

Dabei waren die Anleihezeichner und ihre Investments angeblich zweifach abgesichert. "Ein Treuhänder überwacht die zweckgebundene Verwendung der Gelder und gibt sie ausschließlich für den Ankauf und die Finanzierung von Immobilien frei", heißt es im Prospekt der endfälligen Kleinanleger-Anleihe 2013-2018 mit einer jährlichen verzinsung in Höhe von 6,5 Prozent. "Als zusätzliche Sicherheit wird der Treuhänder im Rahmen jedes aus der Wienwert-Anleihe finanzierten Immobilienerwerbs eine angemessene grundbücherliche Sicherstellung erhalten."

Den Anlegern, die diese Anleihe in Höhe von um 7,02 Millionen Euro zeichneten, wurde damals aber nicht mitgeteilt, dass es sich eigentlich um eine nachrangige Anleihe handelte. Aufgrund einer Klage des VKI musste Wienwert die vollmundige Werbung zurücknehmen und sie wurde zugleich wegen irreführender Werbung belangt.

Rolle des Treuhänders

Einerseits waren die Liegenschaften mit Pfandrechten von Banken zugepflastert, andererseits wurden mit schriftlicher Zustimmung des Treuhänders Pfandrechte der Anleihezeichner zugunsten von Banken später abgeändert.

Auf den Treuhänder schießt sich der Wiener Kapitalmarkt-Anwalt Johannes Neumayer ein. "Die Anleiheinhaber haben nicht nur einen Schadenersatzanspruch aus der Prospekthaftung, sondern auch gegen den Treuhänder, mit dem sie einen Treuhandvertrag haben", sagt Neumayer zum KURIER. "Auch wenn Wienwert jedes Jahr fünf Prozent für Kredit-Zinsen und fünf Prozent für Werbekosten aufbringen musste, wo ist der Rest der Gelder hin?"

Er hat nun den Treuhänder aufgefordert, offenzulegen, wie die Anleihegelder verwendet und abgesichert wurden. Außerdem will er wissen, wohin die Erlöse aus den Liegenschaftsverkäufen geflossen sind und welche Bankdarlehen getilgt wurden. Laut Treuhandvereinbarung müssten diese Gelder über die Treuhandkonten geflossen sein.

Der Treuhänder teilte dem KURIER mit, dass er keine Stellungnahme abgeben kann, weil er von der Verschwiegenheit nicht entbunden wurde.

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