Personalvermittler AGO: 278 Jobs wackeln

Symbolbild
Ex-Reinigungsunternehmen stolpert über angespannte Finanzlage. Bank drehte Kredithahn zu.

Nach der Pleite der Handelskette Zielpunkt (2700 Mitarbeiter) und dem Fleischerei-Betrieb Schirnhofer (269 Mitarbeiter) wird auch der Wiener Personalvermittler AGO seinen 278 Mitarbeitern das Weihnachtsfest vergeigen. Denn: Das Unternehmen, das im vollen Wortlaut eigentlich "Akademischer Gästedienst in Österreich" heißt, muss Insolvenz anmelden.

"Wir legen am Freitag dem Aufsichtsrat den Insolvenzantrag zur Genehmigung vor", sagt AGO-Geschäftsführer und Miteigentümer Michael Gross im Gespräch mit dem KURIER. "Wir gehen davon aus, dass wir die Fortführung sicherstellen können." Unklar ist aber noch, ob es ein Sanierungsverfahren mit oder ohne Eigenverwaltung wird. Eine positive Fortbestehungsprognose soll bereits erarbeitet worden sein.

Zuvor hatte AGO in einem internen Schreiben ihren Mitarbeitern mitgeteilt, dass "die UniCredit Bank Austria den Betriebsmittel-Kreditrahmen gesperrt" hat. "Wir können weder das November-Gehalt noch die anstehende Sonderzahlung anweisen", heißt es weiter.

Noch nicht alles ausgeputzt

Vor ein paar Jahren hatte die AGO noch rund 1040 Mitarbeiter und stand im Mittelpunkt eines angeblichen Vergabeskandals um den gut dotierten Reinigungsvertrag mit dem Wiener Allgemeinen Krankenhaus (AKH). Drei AKH-Manager wurden wegen des Verdachts des Betruges und der Untreue von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatanwaltschaft ( WKStA) angeklagt. Im April 2015 wurden sie freigesprochen. Das Urteil ist aber nicht rechtskräftig. Der Staatsanwalt hat gegen das Urteil eine Nichtigkeitsbeschwerde eingelegt. Der Fall liegt daher derzeit beim Obersten Gerichtshof (OGH). Aufgrund dieser Affäre verlor die AGO den Zig-Millionen-Auftrag des AKH und zog sich in der Folge auch aus dem Putzgewerbe zurück. AGO musste dadurch an die 800 Mitarbeiter abbauen.

Kritik an Auslagerung

"Die AGO ist nach wie vor als IT-Dienstleister für den Wiener Krankenanstaltenverbund KAV tätig", sagt Christoph Ulbrich von der Splitterpartei Wien anders. "Warum kann der städtische KAV die IT-Mitarbeiter nicht selbst anstellen? Es wird Personal ausgelagert, um Gehälter zu drücken." Nachsatz: "Die Stadt Wien treibt das Lohndumping weiter voran, das selbst von der SPÖ oft stark kritisiert wird." Der KAV weist den Vorwurf des Lohndumpings zurück: "AGO wurde nach einer gesetzeskonformen Ausschreibung beauftragt."

36,99 Millionen Euro Umsatz

Die Akademischer Gästedienst in Österreich GmbH, kurz AGO, gehört laut Creditreform und Firmenkompass zu 75 Prozent der SLG Holding GmbH und zu je 12,5 Prozent Alexander Lachmuth und Bernhard Stromberger. Geschäftsführer sind Michael Gross und Michael Brudna.

Im Geschäftsjahr 2013 erwirtschaftete die AGO einen Umsatz in Höhe von 36,99 Millionen Euro und wies einen Rohertrag in Höhe von 35,89 Millionen Euro und ein Ergebnis aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) in Höhe von 208.000 Euro aus.

Im Geschäftsjahr 2014 betrug der Rohertrag nur noch 26,47 Millionen Euro, der Jahresverlust wurde mit 1,04 Millionen Euro beziffert. Die AGO hat auch zwei Beteiligungen in der Slowakei.

Die SLG Holding gehört zu je einem Drittel Ludwig Thomas Stromberger und Heinrich Lachmuth und Michael Gross. Bei den Strombergers und Lachmuths handelt es sich jeweils um Vater und Sohn.

Neben der AGO hält die SLG Holding laut Creditreform Beteiligungen an der Medical Implant Competence GmbH, der Amenti Security Systems und an der Skapa Recycling GmbH.

Kommentare