Rettungsplan abgelehnt: Alitalia vor dem Aus

Die schwer defizitäre Alitalia braucht dringend eine Milliarde Euro Cash
Die Mehrheit der Belegschaft lehnt den Rettungsplan ab

Die Lage ist ernst, diesmal aber wirklich. Bis Montag um 16 Uhr konnten die rund 12.000 Mitarbeiter über den Rettungsplan samt Jobabbau und Gehaltskürzungen abstimmen. An der Urabstimmung hatten sich rund 90 Prozent der Belegschaft beteiligt. Laut italienischen Medien überschritten die Nein-Stimmen im Laufe des Montag-Abend bereits die 50 Prozent-Marke. Damit dürfte Italiens größte Airline unter die Kontrolle eines Insolvenzverwalters gestellt werden.

Am Rande der Pleite fliegt die ehemals staatliche Airline, der vor allem am Heimmarkt seit einigen Jahren die Billig-Carrier stark zusetzen, schon länger. 22,6 Millionen Passagiere beförderten die 121 Alitalia-Maschinen 2016, pro Tag wurden mehr als eine Million Euro Verlust eingeflogen. Die Prognosen für 2017 sind nicht besser.

Am Freitag warnte der ehemalige Ferrari-Boss und Verwaltungsratspräsident Luca Cordero di Montezemolo, wer mit Nein stimme, müsse die Verantwortung dafür übernehmen, dass die Airline aufgelöst werde. Italiens Premier Paolo Gentiloni legte am Wochenende nach, ohne Einigung werde Alitalia nicht überleben. Eine Verstaatlichung des vormaligen Monopolisten, dem die Billig-Konkurrenz stark zusetzt, sei nicht möglich.

Gewerkschaften und Management hatten sich auf einen drastischen Sparplan mit Gehaltskürzungen von acht Prozent geeinigt. Mehr als 2000 Jobs sollen gestrichen werden. Daraufhin hatte die Belegschaft 24 Stunden lang gestreikt.

Um aus der Liquiditätskrise zu kommen, benötigt Alitalia sofort rund eine Milliarde Euro Cash. Die UniCredit, Mutter der Bank Austria, hat bereits 500 Millionen Euro verloren und will nicht noch mehr Kapital verbrennen. Auch die Bank Intesa Sanpaolo will dem Unternehmen ohne Rettungsplan kein Geld mehr zur Verfügung sttellen. Der Golf-Carrier Etihad, der sich zu 49 Prozent einkaufte und wenig Glück mit seiner Europa-Strategie (siehe das Desaster bei Air Berlin) hat, forderte ebenfalls massive Kostensenkungen. Der Sanierungsplan sieht eine Reduzierung der Kosten um 30 Prozent vor.

Shepherd One

Vielleicht kommt ja im letzten Moment noch Hilfe von ganz oben. Seit 40 Jahren werden die Auslandsflüge des Papstes von Alitalia durchgeführt. Name der Maschine: "Shepherd One" ("Hirte eins").

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