Insel-Streit: Japaner provozieren China

Insel-Streit: Japaner provozieren China
Ungeachtet des Protests der chinesischen Regierung hissten Aktivisten die japanische Flagge auf den umstrittenen Senkaku-Inseln.

Ein roter Kreis auf weißem Untergrund - die japanische Flagge provozierte am Sonntag die Chinesen in einem Inselstreit. Denn japanische Aktivisten haben sich am Sonntag für einige Stunden auf der zwischen China und Japan umstrittenen Inselgruppe Senkaku im Ostchinesischen Meer aufgehalten. Ungeachtet eines Verbots der japanischen Behörden hissten etwa ein Dutzend Nationalisten die japanische Flagge. Anschließend verließen sie die Inseln wieder.

Die etwa 150 nationalistischen Aktivisten und Abgeordneten waren am Samstagabend (Ortszeit) mit 20 Booten von der südjapanischen Insel Ishigaki aus aufgebrochen. Ihr Ziel war es, den territorialen Anspruch Japans auf die unbewohnte Inselgruppe, die auf Chinesisch Diaoyu heißt, zu bekräftigen. Bei Sonnenaufgang erreichte die Flottille die Hauptinsel Uotsurijima.

Als Erster schwamm der Vorsitzende der Gruppe "Gambare Nippon" ("Vorwärts, Japan"), Satoru Mizushima, mit einem Seil ans Ufer. Die anderen hielten sich am Seil fest und folgten ihm. Auf der Insel hissten die Aktivisten die japanische Flagge.

Der Stadtverordnete Eiji Kosaka aus Tokio bezeichnete die Reise, die nach seinen Worten ein "deutliches Zeichen an China senden" sollte, als "großen Erfolg". Die Inseln seien "eindeutig japanisches Territorium", sagte er. Es gebe dort noch typisch japanische Häuser. Die japanische Küstenwache, die die Flottille während der gesamten Zeit beobachtete, nahm niemanden fest.

Fisch und Erdöl

China hatte Japan zuvor aufgefordert, "umgehend auf jede Aktion zu verzichten, welche die territoriale Integrität Chinas untergräbt". Beide Länder erheben Anspruch auf die Senkaku-Inseln. Tokio beruft sich auf das Jahr 1885, in dem die Japan die Kontrolle der Inseln übernahm. Peking sagt hingegen, die Diaoyu-Inseln hätten bereits während der Ming-Dynastie (1368 bis 1644) zu China gehört und seien auf Landkarten und in einem Buch verzeichnet gewesen.

Die Inselgruppe ist nicht nur von strategisch wichtiger Bedeutung, sondern verfügt auch über einen reichen Fischbestand und möglicherweise Erdölvorkommen. Während vier der fünf Senkaku-Inseln in Privatbesitz sind, gehört die fünfte der Hauptstadt Tokio. Deren Gouverneur Shintaro Ishihara hatte im April den Kauf weiterer Inseln der Gruppe angekündigt. Japans Botschafter in Peking, Uichiro Niwa, warnte im Juni, dass dies den Konflikt zwischen China und Japan verschärfen könnte.

Botschafter wird ersetzt

Die Zeitung Yomiuri Shimbun berichtete am Sonntag, Japan wolle seinen Botschafter in China ersetzen. Niwa war sowohl von der Regierung als auch von der Opposition kritisiert worden, die Position seines Landes im Inselstreit nicht ausreichend zu vertreten. Der Zeitung zufolge soll der Botschafter aber nicht vor den Feiern zu 40. Jahrestag der Normalisierung der japanisch-chinesischen Beziehungen Ende September ersetzt werden.

Der Streit um die Inseln war diese Woche eskaliert. Am Mittwoch waren 14 chinesische Aktivisten auf den Inseln gelandet, um Chinas Anspruch auf die Gruppe Nachdruck zu verleihen und gegen die Reise der japanischen Abgeordneten zu protestieren. Für ihre Aktion wählten die Chinesen den Jahrestag der japanischen Kapitulation im Zweiten Weltkrieg am 15. August 1945. Die japanische Küstenwache nahm die Gruppe fest, am Freitag wurde sie des Landes verwiesen.

Tausende protestieren in China

Aus Protest sind tausende Chinesen am Sonntag auf die Straße gegangen. Demonstrationen wurden aus mehr als einem dutzend Städten gemeldet, darunter Peking, Shanghai und Chengdu. In mehreren Städten beschädigten die Demonstranten japanische Geschäfte, Restaurants und Fahrzeuge, wie Medien berichteten.

In der südlichen Stadt Shenzhen protestierten rund eintausend Menschen gegen Japan. Sie schwenkten chinesische Fahnen, stürzten einen Polizeiwagen japanischer Herstellung um und beschädigten ein japanisches Restaurant, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete.

Augenzeugen berichteten zudem von anti-japanischen Protesten in Shanghai, Chengdu im Südwesten, Qingdao an der Ostküste sowie Shenyang und Harbin im Nordosten. Laut Xinhua fanden weitere Kundgebungen in anderen Städten statt, darunter die Hauptstadt Peking.

Die chinesische Führung lasse die Demonstrationen zu, um den Druck auf Japan zu erhöhen, sagte der Experte Willy Lam von der Chinese University of Hongkong der Nachrichtenagentur AFP. Normalerweise werden Protestkundgebungen in China schnell aufgelöst.

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