Industriestandort Wien: Weniger Betriebe, höhere Produktivität

Industriestandort Wien: Weniger Betriebe, höhere Produktivität
In den vergangenen 15 Jahren ist die Zahl der "Produzierenden" geschrumpft, die Wertschöpfung gestiegen.

Großstädte wie Wien gelten kaum als Industriestandorte, dennoch fielen im Jahr 2010 in der Hauptstadt 8.000 Unternehmen mit rund 137.000 Beschäftigten in den "produzierenden Bereich". In den vergangenen fünfzehn Jahren ist diese Zahl zwar geschrumpft, die Wertschöpfung allerdings gestiegen, wie eine am Montag präsentierte Studie der Wiener Industriellenvereinigung (IV) zeigte.

Wien drittgrößter Produktionsstandort

18 Prozent der gesamten Wertschöpfung der Stadt kamen 2010 aus dem Industriebereich, das sind 12,3 Milliarden Euro. Dazu tragen vor allem die rund 200 Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern bei - sie machen drei Viertel der Industrie-Wertschöpfung aus. Vergleicht man die Zahlen dieser Unternehmen mit dem Jahr 1995, ist die Entwicklung hin zu weniger, aber produktiveren Unternehmen gut zu erkennen: Gab es 1995 noch 259 Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern, waren es 2010 nur noch 194. Die Wertschöpfung stieg allerdings von 7,5 Milliarden Euro auf 9,3 Milliarden Euro. Damit ist Wien nach Niederösterreich und Oberösterreich der drittgrößte Produktionsstandort Österreichs.

Folgewirkungen

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"Um zu sehen, wie wesentlich die Industrie für den Wirtschaftsstandort Wien ist, muss man auch die Folgewirkung einbeziehen", betonte der Präsident der Wiener Industriellenvereinigung, Siemens-ChefWolfgang Hesoun. Bei der Berechnung der mittelbaren Effekte der großen Unternehmen kommt die Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts auf weitere knapp 90.000 Beschäftigte und eine zusätzliche Wertschöpfung von bis zu 8,6 Milliarden Euro (1995: 5,3 Milliarden Euro). "Das ist vor allem besonders, weil in den vergangenen Jahren viele Bereiche wie IT oder Marketing aus den Industrieunternehmen ausgelagert und von externen Spezialisten übernommen wurden", meinte der Geschäftsführer der Wiener IV Johannes Höhrhan.

Standortabkommen

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Ihr Koalitionspartner spielt die Konsequenzen der Anrainerbefragung zur Mariahilfer Straße, die im Februar startet, herunter: "Es handelt sich immer noch um eine Fußgängerzone – nicht mehr", sagt Bürgermeister Häupl.
Um die Wiener Industrie auch weiterhin zu festigen und zu stärken, unterzeichneten Stadt und Industriellenvereinigung heute bereits zum vierten Mal ein Standortabkommen inklusive eines Maßnahmenpaktes. "Die Zusammenarbeit zwischen der Industrie und der Stadt Wien hat eine sehr gute Tradition", erklärte BürgermeisterMichael Häupl(SPÖ). Wien bekenne sich zu seiner Rolle als Industrie- und Wirtschaftsstandort und wolle daher auch entsprechende Rahmenbedingungen schaffen. "Wir wissen, was wir aneinander haben", lobte Häupl die gute Kooperation. Die 50 Maßnahmen beziehen sich daher nicht nur direkt auf den produzierenden Bereich, sondern setzen auch Schwerpunkte bei Bildung, dem gesellschaftlichen Miteinander, Forschung und Entwicklung sowie Infrastruktur und Verkehr.

"Wir brauchen die Industrie und wir brauchen sie in der Stadt"

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Vizebürgermeisterin Renate Brauner will ihren eingeschlagenen Kurs halten
"Wir brauchen die Industrie und wir brauchen sie in der Stadt", betonte auch Finanzstadträtin Renate Brauner(SPÖ). Mit dem Standortabkommen liege ein "strategisches Arbeitsprogramm" vor. Sie wolle nicht nur das Bild der Industrie in den Köpfen der Menschen verändern, sondern etwa auch Start-ups und Betriebsgründungen unterstützen oder die Qualifikation der Mitarbeiter weiter vorantreiben. In dem Maßnahmenpaket würden sich allerdings auch Punkte finden, die nicht im Kompetenzbereich der Stadt liegen, wie Brauner erklärte. "Da richten wir uns an den Bund, etwa wenn es um eine Verbesserung der Rot-Weiß-Rot-Card geht", nannte die Finanzstadträtin ein Beispiel.

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