Hilfe, wir übersiedeln

Hilfe, wir übersiedeln
Der Umzug im Alleingang: Tipps fürs Ausmisten und Kistenpacken. Der Umzug mit einer Spedition: Auswahl, Preise und Versicherungen.

Neues Jahr, neue Wohnung? Warum nicht. Wer umzieht, sollte die Gelegenheit nützen und im großen Stil ausmisten. Was man zwei Jahre lang nicht verwendet hat, wird man auch in Zukunft nicht vermissen. Vielleicht kann man das eine oder andere Stück sogar verkaufen. Geschirr, Bücher und Spielsachen könnte man Kinder- oder Obdachlosenheimen spenden.

Wer sich selbst vom unnötigsten Ramsch nicht trennen kann, packt die Dinge in eine Kiste und stellt sie in den neuen Keller. Wenn die Schachtel nach einem Jahr immer noch ungeöffnet herumsteht, gibt es nur eines: weg damit, ohne nochmal reinzuschauen.

Wer ohne Spedition übersiedelt, muss sich um Umzugskartons, Seidenpapier, Klebeband und dickte Filzstifte zum Beschriften selbst kümmern. Kartons gibt es zum Beispiel im Baumarkt oder beim Verpackungsgroßhandel. Alte Bananenschachteln sind zwar billig oder sogar gratis, aber lange nicht so stabil wie Umzugskartons. Gleich große Kartons lassen sich auch besser stapeln. Werden auch schwere Möbelstücke übersiedelt, sollte man einen Tragegurt besorgen.

Wer am ersten Abend in der neuen Wohnung nicht im Kisten-Chaos versinken will, sollte eine Überlebenstasche für jedes Familienmitglied packen. Folgende Dinge haben sich bewährt:

Pyjama, Zahnbürste und was man sonst noch für den Abend und die Nacht braucht.Eine gute Taschenlampe, falls noch nicht alle Lampen angeschlossen sind. Falls es noch kein Bett gibt: Luftmatratze, Decke und Polster.

Eine Rolle Klopapier.Ein gutes Buch.Eine Flasche Rotwein oder Champagner, Flaschenöffner und Gläser. Die werden am besten in Geschirrtücher gewickelt und in einem Schuhkarton verstaut.Kleidung für drei Tage. Man findet vielleicht nicht gleich die Kiste mit der Unterwäsche und den frischen Socken.

Wer auf eigene Faust übersiedelt, mietet für den Tag des Umzugs am besten einen Kastenwagen. Manche Verleihfirmen rechnen nach Stunden ab, andere pro Tag. Ein Beispiel: Die Firma Buchbinder verleiht einen Transporter für 24 Stunden inklusive 150 Freikilometer für 139 Euro. Wer online bucht, zahlt nur 99 Euro. Damit man den Wagen auch in Ruhe beladen kann, muss man bei der MA 46 die Bewilligung einer kurzfristigen Halteverbotszone beantragen. Die Bewilligung gilt für eine Woche und kostet derzeit 52,08 Euro. Die Verkehrszeichen für die Markierung muss man allerdings selbst besorgen: Man kann diese entweder in einem Baustoffgroßmarkt kaufen oder bei der MA 48 ausborgen.

Wer es sich leisten kann, beauftragt drei bis vier Wochen vor dem großen Tag eine Spedition. Eine Liste aller seriösen Unternehmen findet man auf der Seite des Österreichischen Möbeltransportverbandes. „Nur für den Transport muss man mit 800 bis 1500 Euro rechnen. Da sind auch kleine Ab- und Aufbauarbeiten dabei. Die Kisten muss man aber selbst packen“, sagt Hannes Fuchs, Geschäftsführer und Eigentümer der Spedition Fuchs. Teurer wird es, wenn man ins Dachgeschoß übersiedelt und es keinen Lift im Haus gibt, wenn der Lkw eine Straße weiter parken muss oder sperrige Stücke wie ein Flügel dabei sind. Mit mehreren tausend Euro muss man rechnen, wenn man auch alles ein- und wieder auspacken lässt. Ganz ohne Vorbereitung geht es auch in diesem Fall nicht. „Da müssen die Kunden sehr genau wissen, was sie wollen. Das ist für viele gar nicht so einfach. Man muss vorab einen Stellplan für die Möbel machen und genaue Anweisungen geben“, sagt Karin Lang, Chefin der gleichnamigen Spedition.

Wer sich Sorgen um seine Kristallgläser macht, sollte eine Versicherung abschließen. Seriöse Spediteure machen den Kunden darauf aufmerksam und bieten eine maßgeschneiderte Versicherung an. Eine Transportversicherung deckt Schäden durch Diebstahl, Unfälle durch höhere Gewalt und Möbelbruch. Für Glasbruch und Porzellanscherben gibt es eine eigene Versicherung. Vorsicht: Wenn man die Kisten selbst packt, zahlt die Versicherung in den meisten Fällen nicht. „Wenn man keine Versicherung abschließt, wird im Ernstfall nur die Haftpflichtversicherung des Spediteurs tätig. Die zahlt eine gewisse Summe pro Lademeter, aber nur für Schäden, die nachweislich der Spediteur verursacht hat. Außerdem ist das nur ein Bruchteil des tatsächlichen Wertes“, so Fuchs. Wenn alles kaputt geht, reicht das Geld nicht, um alles zu ersetzen.

Wer den Umzug gut überstanden hat, ist verpflichtet, seinen neuen Wohnsitz auf der Gemeinde oder dem Magistrat anzumelden. Die neue Adresse sollte man auch sofort dem Arbeitgeber, bei Versicherungen und Banken bekannt geben. Am besten richtet man auch einen Nachsendeauftrag bei der Post ein.

Keine Panik vor dem Kisten-Stapel. Profis brauchen acht Minuten, um einen Bücherkarton auszupacken und 15 bis 20 Minuten für Porzellan und Glas. Wenn man selbst länger braucht, ist das auch kein Problem. Schließlich macht das Einrichten viel mehr Spaß als das Ausräumen.

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www.oemg.at

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Wie oft sind Sie schon umgezogen?

Ich bin drei Mal übersiedelt. Ein Mal ganz allein als Studentin. Beim zweiten Mal habe ich selbst verpackt, aber unsere Mitarbeiter haben transportiert. Beim letzten Mal hatte ich ein sechs Monate altes Baby. Da habe ich alles machen lassen.

Was sind die häufigsten Fehler, die beim Übersiedeln gemacht werden?

Der größte Fehler ist, Kisten zu schwer zu packen. Man sollte sie nur so weit befüllen, dass man sie selbst schieben und heben kann. Das Verpacken von Glas und Porzellan wird oft unterschätzt. Wenn ein Profi jedes Stück in Seidenpapier einwickelt, schafft er 25 Kartons am Tag – das ist der Inhalt einer Küche. Manche vergessen, die Kartons zu beschriften. Bei durchschnittlich 50 Kisten merkt man sich nicht, was drin ist. Zumindest das Ziel-Zimmer – also Küche, Schlafzimmer, etc. – muss man draufschreiben. Und ganz wichtig: Es sollte nur eine Person geben, die sagt, was passiert. Sonst wird es chaotisch.

Mit welchen Kosten muss man rechnen, wenn man eine Spedition beauftragt?

Das geht von 500 Euro – wenn zwei Mann Kisten tragen und transportieren – bis 15.000 Euro für die Luxusvariante, bei der jeder Anzug in einen eigenen Kleidersack kommt und die Packer das Porzellan nur mit Handschuhen angreifen dürfen. Bei der Highend-Version organisieren wir auch vieles rundherum, etwa den Elektriker für die Lampen oder die Reinigung.

Was war der skurrilste Gegenstand, den Sie je übersiedelt haben?

Erst vor Kurzem war eine Modelleisenbahn dabei. Nur für das Verpacken haben zwei Mann einen ganzen Tag gebraucht. Einmal haben wir ein Aquarium mit kleinen Piranhas übersiedelt. Darunter war ein kleines Kasterl angebracht, das sich als geheimer Safe entpuppt hat.

Wie wird man Chefin eines Speditionsunternehmens?

Ich leite den Familienbetrieb schon in vierter Generation. Eigentlich wollte ich das nie machen, weil es eher eine Männerdomäne ist, aber dann habe ich hineingeschnuppert und fand es sehr spannend. Ich denke als Frau bei vielen Dingen anders: Zum Beispiel wurden Schuhe in Seidenpapier eingewickelt. Ich habe gesagt, ich will für jedes Paar einen Schuhkarton aus Plastik. Die kann man gut stapeln, die heben sich viele Damen auf.

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