Gesucht: Zwei bis drei Zimmer für 800 Euro

Gesucht: Zwei bis drei Zimmer für 800 Euro
In Wien sind kleine und günstige Wohnungen Mangelware. Am meisten gestiegen sind die Preise für gebrauchte Eigentumswohnungen.

Rund 80.000 Menschen ziehen jedes Jahr nach Wien. Gleichzeitig verlassen zwischen 55.000 und 60.000 die Stadt. Es müsste also neuer Wohnraum für bis zu 25.000 Personen geschaffen werden. Das bedeutet ein Plus von 10.000 Wohnungen pro Jahr, gebaut werden jedoch nur nur halb so viele.

Die Nachfrage nach kleinen und günstigen Wohnungen mit einer Miete von höchstens 800 Euro pro Monat ist besonders groß. Einerseits gibt es immer mehr Ein- und Zwei-Personen-Haushalte, andererseits sind höhere Ausgaben für viele nicht finanzierbar.

Seit der Krise wird gespart

Gesucht: Zwei bis drei Zimmer für 800 Euro
Obwohl es in diesem Bereich zu wenig Angebot gibt, sind die Mieten kaum gestiegen. "Wenn sich die Leute nicht mehr leisten können, müssen die Vermieter darauf Rücksicht nehmen", sagt der Wiener Fachgruppenobmann der Immobilientreuhänder, Michael Pisecky. In einigen Bezirken sind die Mieten sogar gesunken. Das zeigen auch die Zahlen des aktuellen Immobilienpreisspiegels der Wirtschaftskammer, für den die Durchschnittspreise des Vorjahres erhoben wurden.

Sehr große und teure Wohnungen sind ausreichend vorhanden, aber derzeit schwer zu vermieten. "Vor drei Jahren lag die Grenze bei 2000 bis 2500 Euro pro Monat, jetzt liegt sie bei 1000 Euro", sagt Pisecky. "Bis vor einigen Jahren haben internationale Unternehmen und Botschaften repräsentative Wohnungen für ihre Mitarbeiter gemietet. Seit der Krise wird gespart. Das bremst den Markt."

Hohe Grundstückspreise

Auch Eigentumswohnungen in der Preisklasse von 300.000 bis 350.000 Euro fehlen in Wien. "Schuld an dieser Situation sind vor allem die hohen Grundstückspreise", erklärt Pisecky. "Es müssten mehr Flächen gewidmet werden. Und wir müssen in der Stadt besser nachverdichten." Am Ende des Tages ist ein Neubau auf der grünen Wiese teurer, weil man dort erst die notwendige Infrastruktur schaffen muss.

Im Hochpreis-Segment ist das Angebot groß. All jene, die ihr Geld in Immobilien anlegen wollten, sind bereits versorgt und damit weg vom Markt. "Diese Gruppe hat frei nach dem Motto Grundbuch statt Sparbuch gekauft, kaum auf die Kosten geachtet und so in den vergangenen Jahren die Immobilienpreise zum Steigen gebracht. Jetzt kaufen zwei Gruppen: die Eigennutzer und die preisbewussten Abnehmer von Vorsorgewohnungen. Daher ist es mit dem Aufwärtstrend vorbei", sagt Pisecky. "Wenn die Lage sehr gut ist, wird zwar nach wie vor viel Geld bezahlt, aber die Interessenten sind wieder wählerischer."

Gebrauchte Eigentumswohnungen

Extrem stark gestiegen sind die Preise für gebrauchte Eigentumswohnungen. In diesem Segment gab es im Vorjahr ein Plus von zwölf Prozent. Weil Wohnungen eher gehortet als verkauft werden, ist das Angebot nach wie vor gering. Der Wiener Fachgruppenobmann geht daher von einem weiteren Preisanstieg aus – allerdings nicht mehr im zweistelligen Bereich. "Wir rechnen damit, dass wieder mehr Wohnungen auf den Markt kommen und sich die Lage in den kommenden Jahren etwas entspannt."

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