Preise ziehen weiter an: Wohnen wird zum Luxus

Mit der Übergabe der Wohnungsschlüssel wird es teuer.
Eine neue Wohnung kostet in Wien um 36 Prozent mehr als noch 2010. Experte nimmt Stadt in die Mangel.

Wohnen wird immer teurer. Seit 2010 hat der Preis für eine neue Wohnung durchschnittlich um 39 Prozent angezogen - gebrauchte Wohnungen verteuerten sich fast ebenso stark um 38 Prozent, wie aus dem Immobilienpreisindex ImmoDEX 2016 hervorgeht, der die Angebotspreise auf Immobilien.net bzw. ImmobilienScout24 abbildet. Neue Häuser (123 m2) kosten im Österreich-Schnitt 359.000 Euro (plus 45 Prozent).

In drei Bundesländern ist ein neues Haus heute eklatant teurer als noch vor über sechs Jahren - in der Steiermark zahlt man mit aktuell durchschnittlich 301.000 Euro um 64 Prozent mehr, im Burgenland (rund 260.000 Euro) beträgt der Preisanstieg 55 Prozent und in Niederösterreich (338.000 Euro) 54 Prozent. In absoluten Zahlen am höchsten ist der Preis für ein neues Haus in Wien, das im Schnitt 123 Quadratmeter groß ist und mit 471.000 Euro zu Buche schlägt - ein Plus von 22 Prozent gegenüber 2010.

"Wer im Vergleichsjahr 2010 Eigentum erworben hat, kann sich aus heutiger Sicht mehr als glücklich schätzen"

Preise ziehen weiter an: Wohnen wird zum Luxus
Die Wohnungspreise haben sich aber 2014 stabilisiert.
Doch auch gebrauchte Häuser kosten heute um gut ein Drittel (35 Prozent) mehr als noch vor über sechs Jahren. "Wer im Vergleichsjahr 2010 Eigentum erworben hat, kann sich aus heutiger Sicht mehr als glücklich schätzen", resümiert Christian Nowak, Geschäftsführer von ImmobilienScout24 in Österreich. Am günstigsten sind ältere Häuser imBurgenland, inKärnten und in derSteiermark - mit Durchschnittspreisen zwischen 230.000 und 290.000 Euro. Zwei- bis dreimal so teuer kommen die Domizile inVorarlberg undSalzburg mit Preisen zwischen 515.000 und 560.000 Euro. Am kostspieligsten sind die Bleiben inWien (mit im Schnitt 169 Quadratmetern um 710.000 Euro) undTirol (640.000 Euro).

Gebrauchte Wohnungen im Burgenland am günstigsten

Ein ähnliches Bild zeigt sich laut ImmobilienScout24 bei gebrauchten Wohnungen: In Wien und Tirol sind dafür im Schnitt 280.000 Euro zu berappen - um 50 bzw. 32 Prozent mehr als 2010. Im Burgenland, in Kärnten und in der Steiermark kommt so eine Wohnung mit rund 150.000 Euro nur halb so teuer. Am günstigsten ist es im Burgenland mit 117.000 Euro (plus 42 Prozent gegenüber 2010). Im österreichweiten Schnitt kostet eine ältere Eigentumswohnung 263.000 Euro und ist 78 Quadratmeter groß.

Preise ziehen weiter an: Wohnen wird zum Luxus
Durchschnittliche Angebotspreise 2016 für Häuser, Wohnungen und Grundstücke, Veränderung zu 2010 - Tabelle, Balkengrafik GRAFIK 0211-17, 88 x 60 mm
Neue Eigentumswohnungen kommen durchschnittlich auf 351.000 Euro und sind 80 Quadratmeter groß. Den massivsten Preisausschlag nach oben gab es hier in den vergangenen Jahren inTirol (mit einem Plus von 40 Prozent auf rund 340.000 Euro),Vorarlberg (plus 40 Prozent auf 297.000 Euro) undWien: Für eine neue Eigentumswohnung mit einer Größe von 80 Quadratmeter muss man in Wien durchschnittlich 369.000 Euro hinblättern. Das sind um 36 Prozent mehr als noch vor sieben Jahren. Noch stärker ist laut der Immobilienplattform der Anstieg bei gebrauchten Wohnungen: Rund 280.000 Euro sind dafür zu berappen – um 50 Prozent mehr, als 2010.

Mieten ist eine Alternative, doch auch hier steigen die Preise. Für eine gebrauchte Wohnung waren 2016 pro Quadratmeter 9,80 Euro (ohne Betriebskosten) hinzulegen, also um 11 Prozent mehr als 2010. Die Mieten für neuwertige Wohnungen erhöhten sich im selben Zeitraum wesentlich kräftiger um 21 Prozent auf aktuell 11,50 Euro pro Quadratmeter.

Bei Gemeindewohnungen erfolgt die Vermietung zum gesetzlichen Richtwertzins der jeweiligen Ausstattungskategorie. Dieser wird in regelmäßigen Abständen an die Inflation angepasst. Da Gemeindewohnungen generell als günstig gelten, ist die Nachfrage groß: Derzeit seien laut Wiener Wohnen rund 13.100 Interessenten für die erstmalige Vergabe vorgemerkt.

"Stadt hat verschlafen"

Dass Wohnen immer teurer wird, lässt bei Georg Spiegelfeld, Präsident des österreichischen Maklernetzwerks Immobilienring IR, alle Alarmglocken schrillen. „Es ist zuwenig Angebot da und das Problem wird noch verschärft werden. Rund 300.000 Menschen sollen in den nächsten Jahren in Wien zuziehen“, meint der Immobilienexperte und schiebt den Schwarzen Peter der Stadt Wien zu: „Die Stadt hat das verschlafen. Es gibt nicht genug Objekte, Flächen gehören umgewidmet.“ Für den Experten gibt es daher nur eine Lösung: „Bauen, bauen, bauen und Umwidmen.“

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Georg Spiegelfeld

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