Immo-Experte: In Wien fehlen 10.000 Wohnungen pro Jahr

Vermieten werde für Vermieter immer unattraktiver und würde sich nicht mehr rechnen.
Zuzug verstärkt Wohnungsmangel. Wohnungsverkäufe 2015 auf Rekordhoch.

Die Wohnungsnot in Wien verschärft sich zusehends. "In den nächsten zehn bis 15 Jahren sollen 300.000 Menschen in Wien zuziehen - wir bräuchten dafür mindestens 10.000 Wohnungen pro Jahr", umriss der Präsident des österreichischen Maklernetzwerks Immobilienring IR, Georg Spiegelfeld, am Mittwoch die Lage. Es würden aber nicht einmal halb so viele Wohnungen gebaut wie benötigt würden.

Zu wenig Schulen, zu wenig Öffis

"Im Wohnraumbereich steuern wir auf ein Riesenproblem zu", mahnte der Immobilienexperte vor Journalisten in Wien. Es mangle auch an der entsprechenden Infrastruktur, sagte Spiegelfeld und verwies unter anderem auf zu wenig Schulen, Straßen und U-Bahnanbindungen. Im mittleren und unteren Bereich sei die Wohnungsnot in Wien und Graz bereits "extrem".

Anreize für Investoren schaffen

Um mehr Geld für die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum aufzutreiben, schlägt der Immoblienring-Präsident vor, mehr Anreize für private Investments zu schaffen. Es könnten sich etwa Bauträgergesellschaften gründen, die erschwingliche Wohnungen bauen. "Man sollte das Investment in Immobilien attraktiv halten", so Spiegelfeld und kritisierte dabei etwa das Richtwert-System für Altbaumieten. "Hier sollte Maß gehalten werden", sagte er unter Bezug auf einen angeblich kursierenden SPÖ-Vorschlag, wonach alle Gebäude, die älter als 20 Jahre alt sind, ins Mietrechtsgesetz (MRG) übergeführt werden sollen. Spiegelfeld sorgt sich eigenen Angaben zufolge um den Zustand der Altbauwohnungen in zehn oder 15 Jahren, wenn angesichts niedriger Mieten zu wenig in die Erhaltung investiert würde.

Immo-Experte: In Wien fehlen 10.000 Wohnungen pro Jahr
BILD zu OTS - Im Bild v.l.n.r. Georg Spiegelfeld, Präsident Immobilienring IR und Andreas G. Gressenbauer, Vizepräsident Immobilienring IR

In Salzburg fehlt schlicht der Platz

Auch in Salzburg herrscht Knappheit an Wohnraum. "Bis 2030 werden 22.000 Wohnungen benötigt - seit 2003 sind wir bereits mit 2.000 Wohnungen hinten nach", betonte der Vizepräsident des Immobilienrings, Andreas Gressenbauer. Vermieten aus dem Bestand scheint für Wohnungseigentümer nicht sonderlich attraktiv zu sein: Es wird laut Immobilienring geschätzt, dass es in Salzburg gleichviel leerstehende Wohnungen wie Wohnungssuchende gibt.

In der Stadt Salzburg gibt es den Angaben zufolge keine Bodenressourcen mehr. Es kann also nur noch an der Peripherie neu gebaut werden. Die "Ressource Grund" sei in Salzburg wirklich das Thema - mit entsprechenden Höhenflügen bei den Preisen. Eine "gewisse Nachverdichtung", also eine andere Geschoßflächenzahl, sollte künftig verstärkt diskutiert werden, so Gressenbauer.

Wohnungsverkäufe 2015 auf Rekordhoch

Immo-Experte: In Wien fehlen 10.000 Wohnungen pro Jahr
Durchschnittspreis aller verkauften Wohnungen 2010 und 2015, Bundesländer - Balkengrafik GRAFIK 0386-16, 88 x 104 mm
Die Verkäufe von Eigentumswohnungen erreichten im Vorjahr ein neues Rekordhoch: Im Grundbuch wurden 43.744 Wohnungen eingetragen, um 13,5 Prozent mehr als im Rekordjahr 2014, teilte der Maklerverbund RE/MAX am Mittwoch mit. Die Preise seien 2015 im Vergleich zu 2014 im Österreich-Schnitt moderat gestiegen, im Fünfjahresvergleich legten sie aber um mehr als ein Drittel zu.

Eine Wohnung in Österreich kostete im Vorjahr typischerweise 175.171 Euro und damit um 2,5 Prozent mehr als 2014, geht aus dem RE/MAX-ImmoSpiegel hervor, dessen Statistik-Daten alle in Österreich tatsächlich verkauften und verbücherten Wohnungen umfassen. Im Fünf-Jahres-Vergleich mit dem Jahr 2010 erhöhten sich die typischen Preise der Eigentumswohnungen österreichweit um 34,8 Prozent.

Auf den Quadratmeter umgerechnet habe eine Wohnung in Wien im Vorjahr 3.384 Euro gekostet. Eine typischerweise 2015 verkaufte Wohnung sei im Vorjahr 65,5 Quadratmeter groß gewesen, 2010 seien es noch 74,7 Quadratmeter gewesen.

Teuerstes Bundesland war 2015 Vorarlberg mit einem durchschnittlichen Wohnungspreis von 214.682 Euro. Die geringsten Wohnungspreis gab es im Burgenland (82.455 Euro). Österreichweit war die typische verkaufte Wohnung 2010 noch 76 m2 groß, im Vorjahr 67,1 m2. Kleine Wohnungen würden tendenziell kürzer behalten und im selben Zeitraum öfter verkauft, so RE/MAX.

Wiener City und Kitzbühel sind am teuersten

Teuerster Bezirk außerhalb Wiens sei erneut Kitzbühel gewesen. Am höchsten sei der typische Quadratmeterpreis im Vorjahr in Wien im 1. Bezirk 8.315 Euro (+11,2 Prozent) gewesen. Der durchschnittliche Preis für eine Wohnung lag in Wien im 1. Bezirk bei 706.644 Euro. Am geringsten war der Wiener Durchschnittspreis in Rudolfsheim-Fünfhaus (15.) mit 126.437 Euro. In Kitzbühel kostete eine Wohnung im Schnitt 322.429 Euro und damit um beinahe 50.000 Euro mehr als 2014.

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