Hypo will per Gericht 50 Millionen von Ex-Eigentümern holen

Grazer Wechselseitige weist sehr hohe Eigenkapitaldecke auf.
Zu Unrecht sollen Land Kärnten, Grazer Wechselseitige, B & Co BeteiligungsgmbH vor sechs Jahren 50 Mio. aus der Hypo gezogen haben.

Vor knapp drei Jahren hatte Wolfgang Peschorn als oberster Anwalt der Republik Österreich den früheren Eigentümern der notverstaatlichten Hypo-Alpe-Adria-Bank einen scharf formulierten Brief geschrieben: „Die Ausschüttung von 50 Millionen Euro an die Altaktionäre ... wurde zu Unrecht beschlossen und geleistet“, heißt es in dem Schreiben. Das Geld sei binnen 14 Tagen an die Hypo zurückzuzahlen.

Die Ex-Hypo-Eigentümer Land Kärnten, Grazer Wechselseitige-Tochter Bank Burgenland, die B & Co BeteiligungsgmbH reagierte nicht. Ein Jahr später, am 21. März 2012, brachte die Hypo Klage gegen die Ex-Eigentümer ein. Und jetzt, zwei Jahre später startet am 24. Februar der Prozess. Nun wird Richter Thomas Liensberger das Verfahren führen.

Am ärgsten trifft die Klage das Land Kärnten, von dem 22,4 Millionen Euro eingefordert werden. Die Bank Burgenland ist mit 20,7 Millionen Euro betroffen, die B & Co BeteiligungsgmbH mit 4,5 Millionen und die Mitarbeiterstiftung mit 2,2 Millionen Euro. Geklagt hat die Hypo nicht nur die vier Altaktionäre, sondern auch deren damalige Vorstände und Aufsichtsräte, darunter Wolfgang Kulterer und Grazer Wechselseitige-Chef Othmar Ederer. Von ihnen wird Schadenersatz von jeweils bis zu zwei Millionen Euro eingefordert. Dem Vernehmen nach bestreiten alle Beklagten die Vorwürfe.

Sorgfalt verletzt

Ausgeschüttet wurden die 50 Millionen Euro Sonderdividende aus der Bilanz 2007 kurz vor dem Verkauf der Bank an die BayernLB. Der Bilanzgewinn der Bank 2007 sei allerdings nur vorgetäuscht gewesen, weil die Bank damals Wertberichtigungen auf Kredite, die zwingend vorzunehmen gewesen wären, unterlassen hat, wird in der Klage behauptet. Die damaligen Hypo-Eigner aber brauchten einen Gewinn für die Dividendenzahlung.

Entstanden sind die Kreditrisiken durch einen sorgfaltswidrigen Verkauf der Hypo-Tochter Hypo Consultants. Dabei wurden die Immobilien und Projekte der Hypo-Consultants veräußert, die Finanzierungen dafür blieben in der Bank – und waren plötzlich unbesichert.

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