Hypo Tirol mit 110 Mio. Euro Verlust

Hypo Tirol mit 110 Mio. Euro Verlust
Wegen Kreditausfällen in Italien muss die Hypo-Tirol Millionen abschreiben. Die Bank sieht sich als Betrugsopfer und bereitet Anzeigen vor.

Die Hypo-Tirol rechnet im laufenden Jahr wegen Kreditausfällen in Italien mit einem Verlust von zumindest 110 Mio. Euro. Insgesamt handle es sich um über 1.350 Kreditfälle - überwiegend aus dem "Zeitraum 2003 bis 2008", sagte Vorstandsvorsitzender Markus Jochum. Die Bank sieht sich als Betrugsopfer und bereitet Anzeigen an die Finanzmarktaufsicht und an die Staatsanwaltschaft sowohl in Österreich als auch in Italien vor. Finanzspritzen vom Land schließen die Verantwortlichen derzeit aus. "Die Einlagen der Kunden und der Bestand der Bank sind gesichert", versicherte Aufsichtsratsvorsitzender Wilfried Stauder.

Ausmaß und Zustandekommen der Kreditgeschäfte ließen laut Jochum auf ein "kriminelles Vorgehen" schließen: Zum Teil seien die Kredite über dazwischen geschaltete Vermittler ohne persönlichen Kontakt zum Kreditwerber vergeben worden. Zudem seien sie mangelhaft dokumentiert und die Bewertung von Sicherheiten unzureichend, bzw. fehle die Sorgfalt bei der Risikoeinschätzung.

Zum Großteil seien diese Probleme "hausgemacht" und auf eine "Großmannsucht" vergangener Jahre zurückzuführen, räumte Stauder ein. Der Aufsichtsratsvorsitzende habe in den Vorjahren laufend eine Prüfung der Risikosituation verlangt. Dies sei aber vom damaligen Vorstand nicht umgesetzt worden beziehungsweise seien "Fragen unter Vorschub beschönigender Fakten nicht wahrheitsgemäß" bewertet worden.

Künftig wolle sich die Bank im Italien-Geschäft auf den Kernmarkt Südtirol und Trentino konzentrieren. Die faulen Kredite fielen in das Gebiet südlich der Linie Mailand-Venedig, zum Teil bis nach Süditalien.

Die Hypo muss ihre Italien-Tochter nun mit 120 Mio. Euro rekapitalisieren. Trotz der Hiobsbotschaft hieß es am Freitag, dass die Bank die Konzern-Eigenkapitalquote bei zumindest 5,8% halten könne; das Gesetz sieht ein Minimum von vier Prozent vor. Frisches Geld werde die Hypo-Tirol also nicht brauchen: "Das ist nicht nötig", so Jochum, denn derzeit würden die Eigenmittel bei rund einer halben Mrd. Euro liegen. "Und das ist ein beachtlicher Polster."

Allerdings schlagen bei Aufsehern bei Werten zwischen fünf und sechs die Alarmglocken an. Demnach gehen Experten davon aus, dass über kurz oder lang das Land Tirol der Bank wieder mit frischem Kapital unter die Arme greifen muss. Angesprochen auf eine etwaige Landeshilfe verwies das Büro von Landeshauptmann Günther Platter auf die laufenden Untersuchungen.

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