Hürden für Fachkräfte aus dem Ausland

Geschäftsführer Lobner setzt auf internationale Kontakte
Hochqualifizierte müssen gegen schlecht ausgebildete Asylwerber antreten.

Der erste Versuch eine hoch qualifizierte Fachkraft aus dem Ausland zu beschäftigen war gescheitert. Gerhard J. Lobner, Geschäftsführer des bekannten Wiener Weinguts Mayer am Pfarrplatz, war auf der Suche nach einem Spezialisten für die Weinproduktion. "Internationalität ist heute in der Branche selbstverständlich." Daher werden Weinmacher aus anderen Kontinenten beschäftigt. Lobner hatte eine Önologin aus Neuseeland für das Weingut Mayer am Pfarrplatz gefunden.

Der Erfahrungsaustausch zwischen Önologen aus Amerika, Europa oder Australien ist längst üblich. Önologie (oînos, altgriechisch für Wein) ist in vielen Ländern ein eigenes Studienfach.

Abgeblitzt

Zuerst ist Lobner beim AMS abgeblitzt. Dabei waren von den 56 Kontingentplätzen für Saisonarbeiter in der Wiener Landwirtschaft noch zwei frei. Man müsse bei der Vergabe Asylwerber, die bereits in Österreich sind, gegenüber Bewerbern aus dem Ausland bevorzugen, hieß es. Das AMS könne daher dem Wunsch des Weingutes nicht entsprechen. Also kein Quoten-Platz für eine Fachkraft aus dem Ausland.

Zumal die Frau in die Kategorie Saisonarbeitskräfte für die Landwirtschaft fällt. Vom Herbst bis nach Weihnachten sind die Weinmacher auf der nördlichen Halbkugel aktiv. Ab dem Frühjahr beginnt die Erntezeit auf der südlichen Halbkugel und die Experten übersiedeln nach Australien, Neuseeland oder Südamerika.

Saisonarbeitskräfte in der Landwirtschaft werden vor allem als Erntehelfer eingesetzt. Ein Job für den keine besondere Qualifikation notwendig ist. 90 Prozent der Erntehelfer, die in Wien eingesetzt werden, kommen aus Rumänien.

Früher gab es für Erntehelfer ein Kontingent von mehreren Tausend Personen. Mit Beginn des Jahres 2014 sind die Einschränkungen für die Beschäftigung von Rumänen und Bulgaren in Österreich weggefallen, erklärt Christian Reindl von der Wiener Landwirtschaftskammer die Rechtslage.

Erwerbsfreiheit

Rumänen brauchen also keinen Quotenplatz mehr, um in Österreich arbeiten zu dürfen. Daher wurden die Kontingente vom Sozialministerium kräftig zusammengestrichen.

Der KURIER hat sich im Büro von Sozialminister Alois Stöger erkundigt, warum es zwar Ouotenplätze für Asylwerber gibt, aber keine für gut qualifizierte Spezialisten aus dem Ausland. Und siehe da, es gibt nun doch eine Lösung. Wenn man keinen geeigneten Asylwerber findet, kann der Regionalbeirat des AMS Ausnahmen für die Beschäftigung von qualifizierten Ausländern beschließen. Es sei nicht zu erwarten, dass sich unter den Asylwerbern auch hoch qualifizierte Önologen befinden, heißt es dazu im Ministerium.

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