Hohe Lohnnebenkosten als "Standortkiller"

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Mitarbeiter 10 Prozent teurer als in Deutschland. Hohe Kosten für Dienstgeber schaden Wettbewerbsfähigkeit.

Ecovis Austria: Hohe Kosten für Dienstgeber schaden Österreichs Wettbewerbsfähigkeit. Österreichs Arbeitskosten sind für deutsche Unternehmen gewöhnungsbedürftig: "Wenn man vorrechnet, was ein Mitarbeiter kostet, stößt das auf Unverständnis", sagt David Gloser von der Steuerberatungskanzlei Ecovis Austria. Die Aufschläge sind beträchtlich höher – im Durchschnitt kommen Arbeitskräfte um ein Zehntel teurer.

Schuld daran seien die hohen Lohnnebenkosten, ein echter "Standortkiller", sagt Gloser: "Das ist für die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes katastrophal und gefährdet unsere Wettbewerbsfähigkeit."

Beispielrechnung

Konkret: Eine Alleinverdienerin mit einem Kind und 2000 Euro Bruttomonatsgehalt kostet den österreichischen Arbeitgeber 36.700 Euro im Jahr. In Deutschland fallen nur 33.400 Euro an. Immerhin: Netto bleiben ihr in Österreich um 1300 Euro mehr übrig – ein Vorteil, der allerdings nur bei niedrigen Einkommen besteht.

Anders sieht es für einen Alleinverdiener mit zwei Kindern und 5000 Euro Bruttomonatsgehalt aus. Hier belaufen sich die Gesamtkosten für den Dienstgeber auf 90.600 Euro. Westlich von Passau fallen nur 81.800 Euro an. Und: Der Familienvater muss obendrein netto mit 3000 Euro weniger auskommen. Diese "exorbitant hohen Dienstgeberkosten" vermisst Gloser in der aktuellen Steuerreformdebatte völlig.

Wo kürzen?

Zwar wurden in Österreich 2014 und 2015 die Lohnnebenkosten minimal gesenkt: Die Beiträge zur Unfallversicherung und zum Insolvenz-Entgelt-Fonds sanken um je 0,1 Prozentpunkte: keine echte Entlastung, meint Gloser. Nur wo sollte gekürzt werden? Beiträge zur Sozialversicherung, Kommunalsteuer, Familienlastenausgleichsfonds, Wohnbauförderung oder Wirtschaftskammer-Umlage? All das zählt zu den Lohnnebenkosten.

"Schwierig, das gebe ich zu", sagt der Steuerexperte: "Die Frage ist aber schon, warum sollen Unternehmen so viel beitragen?"Im EU-Vergleich liegen die deutschen Lohnnebenkosten mit zusätzlich 27 Euro auf 100 Euro Bruttoverdienst sogar unter dem EU-Schnitt (31 Euro), berechnete das deutsche Statistikamt. Österreich liegt mit 37 Euro nicht einmal im Spitzenfeld: Am höchsten sind die Arbeitskosten nämlich in Schweden (51 Euro), Frankreich und Belgien (je 47 Euro).

Hohe Lohnnebenkosten als "Standortkiller"

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