Teure Naturkatastrophen

APA13075692-2 - 05062013 - HÜTTAU - ÖSTERREICH: ZU APA 0319 CI - Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser in Hüttau am Mittwoch, 05. Juni 2013, wo nachdem heftige Regenfälle in Österreich zu Überschwemmungen und Murenabgängen führten, meterhoch Schlamm zurück blieb. APA-FOTO: NEUMAYR/SUSI BERGER
Die Flut kostet Versicherungen 250 Millionen Euro. Die Österreicher unterschätzen die Gefahren.

Durch seine exponierte Lage ist Österreich stärker von Naturkatastrophen bedroht als andere EU-Länder. Wir müssen uns darauf einstellen, dass solche Ereignisse unter dem Einfluss des Klimawandels in immer kürzeren Zeitabständen passieren“, warnt Othmar Ederer, Vize-Präsident des Versicherungsverbandes und General der Grazer Wechselseitigen.

„Kaum ein Bundesland in Österreich bleibt verschont. Statistisch gesehen kommt es alle zwei bis drei Jahre zu einer Katastrophe mit Schäden um die 200 Millionen Euro“, rechnet Ederer vor. Das Hochwasser vom Juni kostet die Versicherungen rund 250 Millionen Euro. Dank der Schutzbauten, etwa in der Wachau, liegt der Schaden deutlich unter jenem des „Jahrhunderthochwassers“ 2002 (420 Millionen Euro). Damals verursachte die Flut einen volkswirtschaftlichen Gesamtschaden von fast drei Milliarden Euro. 500 Millionen Euro kostete das Hochwasser vom August 2005, mehr als 300 Millionen jeweils die Stürme 2007, 2008 und 2009.

Trotzdem unterschätzen die Österreicher die Gefahr von Naturkatastrophen gewaltig. Laut einer kurz vor der Flut durchgeführten Umfrage des Kuratoriums für Verkehrssicherheit halten 63 Prozent der Österreicher eine Naturkatastrophe für eher oder gänzlich unwahrscheinlich, 93 Prozent fühlen sich persönlich nicht gefährdet. Selbst 27 Prozent jener Befragten, die selbst in Hochrisikozonen leben, ignorieren die Gefahr. 85 Prozent der Bevölkerung können ein Katastrophen-Sirenen-Signal nicht richtig zuordnen. Gut eingedeckt haben sich die Österreicher jedoch mit Lebensmittelvorräten, zwei Drittel kommen länger als eine Woche durch.

Katastrophen-Polizzen

Die Versicherungen wollen jetzt mit der Politik wieder über eine Versicherung gegen Naturkatastrophen, die derzeit lediglich teilweise abdeckbar sind, verhandeln. „Das wäre nur über eine große Solidargemeinschaft möglich“, meint Ederer. Ob eine Katastrophendeckung über eine Pflichtversicherung oder über einen Zusatz zur Feuerversicherung erfolgen soll, müsse die Politik entscheiden.

Ederer schließt aus, dass die Versicherungen grundsätzlich ihren Kunden nach der Auszahlung der Hochwasser-Schäden die Polizzen kündigen. Einzelfälle will er allerdings nicht ausschließen: „Schon möglich, dass sich das eine oder andere Unternehmen von einem Kunden trennt, wenn der Versicherungsfall schon x-mal eingetreten ist.“

200.000 Gebäude in Österreich sind von Hochwasser gefährdet. Der Bund förderte Schutzbauten in den vergangenen Jahren mit 1,8 Milliarden Euro. Bis 2023 wird das Förderbudget von 140 auf 200 Millionen Euro pro Jahr aufgestockt.

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