Hickhack ums heimische Holz

Hickhack ums heimische Holz
Biomasse-Boom gefährdet die Versorgung und heizt die Preise an, klagen Industrielle.

Ist Holz zu wertvoll, um direkt aus dem Wald im Biomasse-Kraftwerk zu landen, um dort verheizt zu werden? Die heimische Papierindustrie führt seit Jahren einen Feldzug gegen die immer stärker werdende „grüne“ Konkurrenz im Wald. Die Energiegewinnung, so die Überzeugung der Industriellen, soll erst ganz am Ende der Holz-Verwertung stehen. Zellstoff, Papier und Zellulosefasern würden ein Vielfaches an Wertschöpfung bringen. Vor allem die staatlichen Förderungen von Biomasse sind der Industrie ein Dorn im Auge.

Neu angeheizt hat den Kampf um die Ressource Holz jetzt ein geplantes 90-Megawatt-Biomasse-Heizkraftwerk in Klagenfurt. Führende Unternehmen der Papier- und Zellstoffindustrie – darunter Heinzel, Mondi, Sappi, Lenzing – fordern in einem offenen Brief an die Bundes- und Landesregierung den Stopp des Kraftwerks. „Das geplante Projekt bedroht die Holzversorgung und führt zu einer Kostenexplosion“, heißt es im Schreiben des Branchenverbandes Austropapier. Soll heißen: Wenn Holz zu teuer wird, importieren wir es aus dem Ausland.

Unsinnige Transporte

„Der Holzbedarf kann im Inland nicht mehr ausreichend gedeckt werden“, behauptet Alfred Heinzel, Vorstandschef der Heinzel-Gruppe. Allein in Kärnten müssten jährlich 2,5 Millionen Festmeter Holz aus dem Ausland importiert werden. Die Folgen: „Preissteigerungen, ökologisch unsinnige Lkw-Transporte über weite Distanzen und vermehrte Schadstoffemissionen.“ Die Holzimporte der heimischen Zellstoff- und Papierindustrie haben sich seit 2005 auf rund 37 Prozent verdoppelt. „Der Standort Sappi Gratkorn steht auf dem Spiel“, warnt Berry Wiersum, Chef von Sappi Fine Paper Europe, und droht mit einem Investitionsstopp.

Ex-Monopolisten

Der Österreichische Biomasse-Verband (ÖBMV) wehrt sich gegen die Vorwürfe und wirft seinerseits der Papierindustrie vor, Holzversorgungslücken bloß „herbeizureden“, was den Preis erst recht nach oben treibe. „Die Papierindustrie ist in einem Markt groß geworden, in dem quasi ein Abnehmermonopol herrschte, das es in dieser Form nicht mehr gibt“, argumentiert ÖBMV-Obmann Horst Jauschnegg. Von zu wenig Holz könne keine Rede sein: „Holz vergammelt in den Wäldern.“ Importe aus dem Ausland habe es immer schon gegeben. Die Hälfte des von der Papierindustrie verarbeiteten Holzes sei gar nicht direkt aus dem Wald, sondern von Sägewerken. Und: „Die gesamte in den Markt gebrachte Holzmenge endet schlussendlich im Ofen – auch Papier.“

Die Waldbesitzer wiederum sind froh über die zusätzlichen Holzabnehmer. Noch vor wenigen Jahren mussten sie ihr Holz auf Grund der Monopolstellung „unterpreisig an die Industrie verkaufen“.

Österreichs Papierindustrie
Die heimische Zellstoff- und Papierindustrie konnte 2012 die Produktion um 2,1 Prozent auf fünf Millionen Tonnen steigern. Davon waren 4,5 Millionen Tonnen Papier, der Rest Karton und Pappe. Einen Rückgang von sieben Prozent gab es beim Zeitungspapier. Die Exportquote betrug 87 Prozent, die Investitionen in Österreich beliefen sich auf 270 Millionen Euro, die Auslastung der Produktion lag bei 91 Prozent. Die 27 Unternehmen, darunter Heinzel, Sappi, Mondi oder Lenzing, beschäftigen mehr als 8000 Mitarbeiter.

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