Herbstlohnrunde: Feilschen um drei Prozent

Herbstlohnrunde: Feilschen um drei Prozent
Trotz getrennter Verhandlungen der sechs Metall-Branchen will die Gewerkschaft einheitliche Abschlüsse.

Bei der seit Jahrzehnten als Lohnleitlinie geltenden Herbstlohnrunde der Metaller steht es bereits vor Beginn der Verhandlungen eins zu null für die Arbeitgeber. Die Arbeitnehmer-Vertreter – die Metallergewerkschaft ProGe und die Angestelltengewerkschaft GPA – müssen gegen ihren Willen statt für die bisher zusammengeschlossenen sechs Branchen mit jedem Fachverband einzeln verhandeln. Das erzwang die größte Arbeitgebergruppe der Metallbranchen, der Fachverband Maschinen- und Metallindustrie (FMMI), der im Frühjahr 2012 aus dem Verhandlungsverbund ausscherte.

Gemeinsam ist vorerst nur die Übergabe der Gewerkschaftsforderungen an die Arbeitgeber am kommenden Mittwoch. Danach müssen die Gewerkschafts-Chefverhandler – ProGe-Boss Rainer Wimmer und GPA-Vize Karl Proyer – mit jeder Branche einzeln verhandeln.

Gleiche Abschlüsse

Die Abschlüsse sollen dennoch weitgehend gleich hoch ausfallen. Die Gewerkschaften sind dem Vernehmen nach eher bereit, wie bereits in früheren Krisenzeiten Ausnahmen für einzelne Unternehmen mit wirtschaftlichen Problemen zu akzeptieren als ungleich hohe Abschlüsse der einzelnen Sparten. Da der Metallindustrie aber genau diese auf die Entwicklung der Branchen abgestimmte Lohnpolitik vorschwebt, ist ein harter Lohnkonflikt vorprogrammiert.

WIFO-Lohnexpertin Christine Mayrhuber erwartet trotz Säbelrasseln auf beiden Seiten keine deutlichen Unterschiede bei den Abschlüssen. Ein Indiz dafür sei die Entwicklung in der

Elektroindustrie, die 2003 aus dem Metaller-KV-Verbund ausscherte: "Trotz getrennter Verhandlungen hat es – mit Ausnahme der Krisenjahre 2008 und 2009 – sehr ähnliche Abschlüsse gegeben."

Drei plus

Beim Abschluss selbst will sich Mayrhuber nicht auf konkrete Prozentzahlen festlegen lassen. Aber: "Seit 2010 sind die Reallöhne nicht gestiegen, 2010 ist die Lohnquote weiter zurückgegangen." Die Gewerkschaften wollen heuer – so Mayrhuber – daher wieder eine Reallohnerhöhung (Abschluss über der Inflationsrate, Anm.) durchsetzen. In Zahlen: Für die Gewerkschaft geht es darum, was nach dem Dreier hinter dem Komma steht. Denn die Inflation seit dem Abschluss 2011 – im Durchschnitt 4,2 Prozent höhere Ist-Löhne – beträgt 2,8 Prozent. Mit der bisher üblichen Aufteilung des Produktivitätszuwachses zwischen Unternehmern und Arbeitnehmern muss rein rechnerisch deutlich mehr als drei Prozent herauskommen.

Arbeitszeit

Ein heißes Thema dürfte die Arbeitszeit-Flexibilisierung werden. Die Unternehmer hatten bereits 2009 einen Vorstoß für eine Ausweitung der wöchentlichen Normalarbeitszeit gemacht. Die Mehrstunden sollten innerhalb eines Durchrechnungszeitraums von zwei Jahren in Freizeit abgegolten werden. Die Gewerkschaften wehrten sich: Die Unternehmen wollten bloß Überstundenzuschläge sparen. Die Verhandlungen wurden im Frühjahr 2010 erfolglos abgebrochen.

Mayrhuber sieht keinen großen Anpassungsbedarf bei der Arbeitszeit: "Die Arbeitszeit-Flexibilität ist in Österreich recht hoch."

Mehr zum Thema

  • Abstimmung

  • Hintergrund

  • Hauptartikel

Kommentare