Henry am Zug: Mehrere Anzeigen erstattet

Attila Dogudan ist ein Mann der klaren Worte.
Der Bahn-Caterer Henry am Zug hat viel Ärger am Hals. Die Gewerkschaft bietet Konzernchef Dogudan nun Gespräche an.

Die Affäre um die mutmaßlichen Arbeitszeit-Überschreitungen bzw. Ruhezeiten-Unterschreitungen beim Bahn-Caterer Henry am Zug wirbelt viel Staub auf. Wie der KURIER berichtete, hat das Arbeitsinspektorat bei einer Vor-Ort-Überprüfung der Do-&-Co-Tochterfirma Henry am Zug (am 28. Jänner 2016) zahlreiche Beanstandungen nach dem Arbeitszeitgesetz festgestellt. Zugleich wurden rund 1,3 Millionen Euro Verwaltungsstrafen bei der zuständigen Verwaltungsbehörde beantragt.

Indes weist Do & Co-Chef Attila Dogudan die Vorwürfe zurück. Dogudan beruft sich auf eine angeblich "von der Gewerkschaft unterschriebene Betriebsvereinbarung".

Wie die Recherchen des KURIER ergaben, hat das Arbeitsinspektorat, das dem Sozialministerium unterstellt ist, Henry am Zug bereits Mitte März 2015 mitgeteilt, dass "einige Regelungen in der Betriebsvereinbarung für das fahrende Personal nicht zulässig bzw. rechtsunwirksam sind".

Angebliche Verzögerungen

Zugleich wurde die Bahn-Cateringfirma aufgefordert, "einen den Rechtsvorschriften entsprechenden Zustand herzustellen und die Vorgaben des Arbeitszeitgesetzes beim Einsatz der Mitarbeiter zu berücksichtigen". Dazu wurde Henry eine Frist von drei Wochen gesetzt. Die Auskünfte soll die Bahn-Cateringfirma aber nicht fristgerecht geliefert haben. "Henry am Zug verweigert seit geraumer Zeit immer wieder mit unterschiedlichen Vorwänden die Vorlage von Unterlagen und Berichten", heißt es in der Strafanzeige. Diese hat das Arbeitsinspektorat Ende Mai 2015 beim Magistratischen Bezirksamt für den 15. Wiener Bezirk eingebracht.

Keine Freunde

Darin wird auch festgehalten, dass "bereits mehrere Strafanzeigen wegen der Nichteinhaltung der von Arbeitnehmerschutzbestimmungen ergangen sind". Außerdem soll "Henry" die Tätigkeit des Arbeitsinspektorats "wesentlich behindert und erschwert haben". Die Aufseher behaupten auch, dass sich "Henry am Zug durch die Nichteinhaltung des Arbeitsrechts beträchtliche Kosten ersparen kann".

Maximal zehn Stunden

Im Rahmen der Ermittlungen hat das Arbeitsinspektorat im Zeitraum Juni und Juli 2015 festgestellt, dass ein Henry-Mitarbeiter 38 Mal eingesetzt wurde und dabei angeblich 24 Mal die Arbeitszeit-Höchstgrenze überschritten wurde; in fünf Fällen sogar um mehr als vier Stunden. Laut Gesetz ist eine tägliche Höchstarbeitszeit von maximal zehn Stunden erlaubt. "Diese Überschreitungen würden "nicht zufällig oder versehentlich, sondern regelmäßig und systematisch stattfinden", wird in der Anzeige behauptet.

Keine Ersparnis

"Wir sparen uns gar nichts, weil wir Überstunden mit Zuschlägen zahlen", konter Attila Dogudan. "Der springende Punkt ist, dass sich die Gewerkschaft und Wirtschaftskammer hinsetzen müssen, um endlich Rahmenbedingungen zu schaffen, mit denen man einen Zug normal bewirtschaften kann."

Ausgestreckte Hand

"Uns geht es nicht darum, dass Henry am Zug abgestraft wird. Uns wäre es lieber, wenn Herr Dogudan das Geld an seine Mitarbeiter verteilt", sagt Vida-Gewerkschafter Berend Tusch zum KURIER. "Wir sind froh, dass es Firmen in Österreich gibt, die Arbeitsplätze schaffen, aber es müssen auch die Bedingungen passen. Wir setzen uns aber gern mit Herrn Dogudan an einen Tisch."

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