Heimisches BIP geschrumpft

Heimisches BIP geschrumpft
Im dritten Quartal ist Österreichs Wirtschaft um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal zurückgegangen. Die Eurozone ist weiter auf Rezessionskurs.

Österreichs Wirtschaft ist im abgelaufenen Vierteljahr geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) verringerte sich gegenüber dem Vorquartal um 0,1 Prozent, und im Jahresabstand stagnierte die Wirtschaft, teilte das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) am Donnerstag in seiner Schnellschätzung zum Zeitraum Juli bis September mit.

Im 2. Quartal war das BIP im Quartalsabstand real noch um 0,1 Prozent angestiegen, das Plus von Jänner bis März wurde aber jetzt vom Wifo von ursprünglich 0,5 auf 0,3 Prozent nach unten revidiert. Auch Ende 2011 lag der Zuwachs mit 0,1 Prozent etwas unter den bisher errechneten 0,2 Prozent. Im 3. Quartal 2011 hatte es im Quartalsabstand ja sogar ein Nullwachstum gegeben.

Im Jahresabstand stand heuer im 3.Quartal im Jahresabstand real eine Null zu Buche, wie das Wifo am Donnerstag weiter mitteilte. Davor, im 2. Quartal, hatte es gegenüber dem Vorjahr noch ein kleines Plus von 0,1 Prozent gegeben, und das Wachstum im 1. Quartal hatte - wie das Wifo jetzt feststellte - nur 1,8 statt 2,1 Prozent ausgemacht.

Gesamtjahr

Weil die heimische Wirtschaft im 3. Quartal leicht geschrumpft ist und die Indikatoren für das 4. Quartal nicht gut sind, könnte das reale BIP-Wachstum Österreichs im Gesamtjahr 2012 nur 0,5 oder 0,4 Prozent ausmachen statt der vom Wifo zuletzt (Ende September) noch prognostizierten 0,6 Prozent, sagte Wifo-Konjunkturexperte Marcus Scheiblecker am Donnerstag im Gespräch mit der APA.

Die Prognose könnte zwar auch "halten", so Scheiblecker, doch sei die Wahrscheinlichkeit gesunken. Dass die heimische Wirtschaft im 3. oder 4. Vierteljahr im Quartalsabstand leicht sinken, sich dann aber wieder auf die Nulllinie zurückbegeben wird, sei schon bisher in den Wifo-Annahmen enthalten gewesen. Doch mittlerweile sehe es schlechter aus, etwa wenn man den Bank-Austria-Konjunkturindikator oder den Wifo-Konjunkturtest betrachte: "Derzeit stimmen die Indikatoren nicht so optimistisch". Es sei also unklar, ob das BIP nicht auch im 4. Quartal schrumpfen wird.
 

Konsum stagniert

Die Schwäche zeige sich derzeit in allen Bereichen, verwies Scheiblecker sowohl auf den Beitrag der Außenwirtschaft als auch auf den heimischen Privatkonsum, der praktisch seit Jahresbeginn stagniere. Es sei daher nicht verwunderlich, dass auch die Unternehmen zurückhaltend seien bei den Investitionen.

Die nächste Konjunkturvorschau (Winterprognose) legen Wifo und IHS - vorverlegt um einen Tag - am 20. Dezember vor, davor wird noch am 10. Dezember das Update zum Q3-BIP veröffentlicht.

Die Eurozone kommt vom Rezessionskurs nicht ab: Gegenüber dem zweiten Quartal schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal um 0,1 Prozent. In der EU-27 gab es eine leichte Besserung um 0,1 Prozent, geht aus den jüngsten am Donnerstag präsentierten Zahlen von Eurostat hervor. Im Jahresabstand sank das BIP in der Eurozone im dritten Quartal sogar um 0,6 Prozent. In der EU-27 betrug das Minus 0,4 Prozent.

Griechenland ist negativer Spitzenreiter mit -7,2 Prozent vor Portugal (-3,4), Italien (-2,4) und Zypern (-2,3). Spanien und Ungarn folgen mit je -1,6 Prozent. Rückgänge verzeichneten auch Tschechien (-1,5), die Niederlande (-1,4), Finnland (-0,8) und Belgien (-0,3).

Gestiegen ist das BIP vom dritten Quartal 2011 auf das dritte Quartal 2012 am stärksten in Lettland (5,3 Prozent), vor Estland (3,4) und Litauen (3,3). Die Slowakei punktete mit +2,5 Prozent, Deutschland erhöhte sein BIP um 0,9 Prozent, Rumänien um 0,8 Prozent. Bulgarien wies eine leichte Erhöhung von 0,5 Prozent auf. Frankreich wuchs minimal um 0,1 Prozent des BIP.

Unverändert blieb im Jahresvergleich Großbritannien. Keine Zahlen lagen von Dänemark, Irland, Luxemburg, Malta, Polen, Slowenien und Schweden vor.

Vom zweiten Quartal auf das dritte Quartal 2012 konnten Estland und Lettland mit einem BIP-Zuwachs von je 1,7 Prozent am meisten punkten. Litauen kommt auf 1,3 Prozent. Steigerungen verzeichneten auch Großbritannien (1,0), die Slowakei (0,6), Rumänien (0,5), Finnland (0,3), Deutschland und Frankreich (je 0,2) sowie Bulgarien (0,1). Unverändert blieb Belgien. Rückgänge registrierten die Niederlande (-1,1), Portugal (-0,8), Zypern (-0,5), Spanien und Tschechien (je -0,3), Italien und Ungarn (je -0,2) sowie Österreich (-0,1). Keine Daten lagen von Dänemark, Irland, Griechenland, Luxemburg, Malta, Polen, Slowenien und Schweden vor.

Düstere Prognose

Die Wirtschaft im Euroraum wird sich nach Einschätzung von Experten noch schwächer entwickeln als bisher angenommen. Dies geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) unter 56 Finanzexperten hervor. Demnach wird die Wirtschaft im Euroraum im laufenden Jahr um 0,5 Prozent schrumpfen. Bisher hatten die Experten ein Minus von 0,3 Punkte erwartet. 2013 rechnen sie mit einem leichten Zuwachs der Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent, nach bisher 0,6 Prozent. Längerfristig wird es unverändert auf 1,8 Prozent veranschlagt.

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