Heimische Konzerne sind besser als ihr Börsewert

Heimische Konzerne sind besser als ihr Börsewert
Aktienexperten sind überzeugt: Die Unternehmen haben zwar an der Börse an Wert verloren, in ihrer Substanz sind sie aber stark wie zuvor.

Ob OMV, Erste Group oder voestalpine - mit den globalen Kursverlusten haben auch so gut wie alle börsenotierten heimischen Unternehmen einen Teil ihres Börsenwerts verloren. Im Leitindex ATX, der die größten 20 gelisteten Konzerne enthält, sank die Marktkapitalisierung seit Anfang August um rund 6,3 Milliarden auf 31,6 Milliarden Euro. Doch sind nun die Unternehmen, deren Aktien auch viele Privatanleger in Österreich besitzen, mit den Kursverlusten in ihrem täglichen Geschäft geschwächt?

"Nein", lautet die einhellige Antwort der Fachleute. "Grundsätzlich sind die heimischen Konzerne gut aufgestellt", sagt Henning Esskuchen vom Research der Erste Group. "Sie stehen im Tandem mit der gesamten Region gut da und zeigen ein sehr interessantes Potenzial nach oben." Thomas Neuhold, Leiter der Aktienanalyse der Bank Austria, sieht die Unternehmen im Fall einer neuerlichen Wirtschaftskrise besser aufgestellt als im Jahr 2008. "Die Bilanzen sind solider, die Schulden wurden reduziert und die Fremdfinanzierungen sind langfristiger ausgerichtet." Zudem wären die Halbjahreszahlen - so weit bekannt - durchaus okay ausgefallen.

Kasse machen

"Ich war perplex, die Kursverluste sind in keiner Weise begründet", schlägt Helge Rechberger, Leiter der Aktienanalyse der RBI, in die gleiche Kerbe. Viele Investoren hätten jetzt einfach Kasse gemacht. Das waren wohl nicht nur institutionelle Investoren. Wolfgang Siegl, Chef des Online-Wertpapierhändlers brokerjet, berichtet von einer deutlichen Zunahme der An- und Verkäufe. "Unsere Spitzenkunden machen zwischen 70 und 150 Orders am Tag, das ist das Drei- bis Vierfache als in Normalzeiten." Sie würden die hohen Kursschwankungen zu ihrem Vorteil auszunutzen versuchen. Unterm Strich bleiben die sogenannten Daytrader aber in der Minderheit, sind doch ohnehin Privatanleger nur für rund zehn Prozent aller Umsätze an der Wiener Börse verantwortlich.

"Die hohen Wellenbewegungen werden auf längere Sicht bleiben, leider auch mit größeren Einbrüchen", fürchtet Rechberger. "Das Allerschlimmste sollten wir gesehen haben, aber das heißt noch lange nicht, dass wir über dem Berg sind. Wir bleiben vorsichtig. Wer nicht nervenstark ist, sollte nicht investieren."

Ausschüttungen

Heimische Konzerne sind besser als ihr Börsewert

Alle anderen aber könnten sich langsam nach Einstiegschancen umsehen. Noch mehr als früher sollte dabei auf die Dividendenrendite geachtet werden. Interessant seien dabei alle Titel bis zu drei Prozent Rendite. Derzeit liegen im ATX nur drei Werte darunter. "Natürlich gibt es Staatsanleihen, die mehr bieten, aber die sind unsicherer", sagt Rechberger. Selbst wenn Unternehmen bei einer möglichen Krise ihre Dividende um ein Viertel reduzieren, bleibe noch immer eine "tolle Ausschüttung" übrig.

Ins Auge fassen sollten Anleger laut Rechberger auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis, das darüber Auskunft gibt, wie teuer eine Aktie ist. Dieses liegt derzeit im ATX im Durchschnitt bei rund 7, verglichen mit 13 im langjährigen Vergleich. Auch anderswo haben sich Aktien stark verbilligt. "Die Deutsche Bank als günstigster Wert im Frankfurter DAX ist ein Witz."

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