Heimische Industrie auf Wachstumspfad

Heimische Industrie auf Wachstumspfad
Trotz konjunkturellen Gegenwindes ist die heimische Industrie gewachsen. Im 2. Halbjahr 2011 blüht ein Beschäftigungsrekord.

Zwei Tage vor dem Euro-Schuldengipfel in Brüssel zeigt die heimische Industrie Optimismus. Zwei Jahre nach der Rezession geht der Konjunkturerholungspfad der österreichischen Wirtschaft in einen selbsttragenden Aufschwung über. Die Einbrüche der Jahre 2008 und 2009 konnten somit nahezu wettgemacht werden, so der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer am Dienstag. Im 2. Halbjahr wird man einen Beschäftigungsrekord erreichen.

Triebfeder der Erholung waren die Exporte. Unterstützung kommt durch die Binnennachfrage, die wiederum durch anziehende Ausrüstungsinvestitionen gestärkt wird. Bemerkenswert ist laut IV-Chefökonom Christian Helmenstein die "Robustheit des Aufschwungs" trotz heftigen konjunkturellen Gegenwinds. Man denke an die Budgetkrise in den Euroländern und den USA, die gestiegene Rohstoffpreise und den Einstieg in einen neuen Zyklus steigender Zinsen.

Trotzdem erwarten die Unternehmen eine Fortsetzung der Erholungsdynamik. Aber: Diese Dynamik wird im 2. Halbjahr langsam abklingen, das gesamtwirtschaftliche Wachstum soll sich auf einen Wert unter 2 Prozent einpendeln. Die bevorstehende Abschwächung sei einerseits das Ergebnis des "wachsenden konjunkturellen Gegenwinds, andererseits Ausdruck der erwarteten Normalisierung des Erholungstempos", so Helmenstein.

"Dinge auf Messers Schneide"

Was die Krise der Euroländer betrifft, warnt Helmenstein: "Die Dinge stehen auf Messers Schneide". Wichtig sei eine konsequente Konsolidierung in fast allen Euroländern und Strukturreformen, die den Ländern Wachstumsperspektiven bieten. Die bisherigen Hilfspakete seien zu klein. Ein Teil der Sanierung werde von den Sparern und Steuerzahlern über eine "Inflationssteuer" kommen.

Das IV-Konjunkturbarometer (Mittelwert aus der Beurteilung der gegenwärtigen und der Geschäftslage in 6 Monaten) ist im 2. Quartal geringfügig von 37 auf 35 Punkte zurückgegangen. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der befragten Unternehmen vermelden einen guten Geschäftsverlauf, bei nur 3 Prozent der Firmen ist der Geschäftsgang schlecht. Dieser Wert, so Neumayer, wurde zuletzt vor der Krise im 4. Quartal 2007 erreicht. 42 Prozent der Befragten beurteilen ihre Lage mit "befriedigend". Die Konjunkturerholung wirke daher gefestigt, aber ohne Euphorie.

Die Einschätzung der derzeitigen Geschäftslage liegt mit 52 Punkten in etwa auf dem Vorquartalsniveau und damit auf dem höchsten Stand seit dem 1. Quartal 2008. Die Erwartungshaltungen gingen hingegen von 22 Punkten im Vorquartal auf 18 Punkte zurück. Bei den Auftragsbeständen verbesserte sich der Saldo von 55 auf 56 Punkte. Bei der Produktion ging der Saldo von 34 auf 14 Punkte zurück. Probleme hat die Bauwirtschaft. Durch die finanziellen Probleme vieler Gemeinden werden viele öffentliche Investitionen zurückgestellt.

Aufgrund der über dem langjährigen Durchschnitt liegenden Kapazitätsauslastung hat sich der Saldo bei der Ertragslage zum Vorquartal von 27 auf 36 Punkte deutlich verbessert. Für die kommenden 6 Monate hingegen gehen die Ertragserwartungen jedoch zum zweiten Mal in Folge zurück, und zwar von 14 auf 11 Punkte.

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