Heimische Finanz vergrault internationale Unternehmen

APA6780638-2 - 08022012 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT II - THEMENBILD - Illustration zu den Themen Sparpaket, Euro, Steuern und Geld aufgenommen am Montag, 6. Februar 2012. Die Regierungsparteien SPÖ und ÖVP verhandeln über ein umfassendes Sparpaket. APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
Österreich hinkt bei der Steuersicherheit weit hinter dem EU-Schnitt hinterher.

Schlusslicht. Die Diskussion um Steuervermeidung und Steueroasen hat Unternehmen, die in vielen Ländern arbeiten, ordentlich verunsichert. „Sie können nicht mehr sicher sein, dass jene Steuerpraxis, die sie bisher verfolgt haben, auch vor den Finanzbehörden hält“, erzählt Herber Kovar, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater bei Deloitte, aus der Praxis.

Österreichs Finanzbehörden haben die Notwendigkeit der Steuersicherheit für Konzerne aber noch nicht wirklich wahrgenommen. „Zusammen mit Dänemark sind wir im Punkt Steuersicherheit Schlusslicht in der EU“, sagt Kovar. Denn die Finanzbehörden seien mangels ausreichendem Personal nicht in der Lage, Steuerauskünfte rasch zu erteilen. Unternehmen, die sich in Österreich ansiedeln wollen, bräuchten aber schnelle Antworten. Sie wollen per Bescheid der Finanz Klarheit über ihre künftige Steuerleistung haben, erklärt der Experte.

Zu langsam

Die Ausstellung eines solchen Bescheids dauere in Österreich bis zu eineinhalb Jahre, in den Niederlanden hingegen zwei bis drei Monate. „Unsere Finanz hat nur eine Handvoll Experten, die etwa über die Besteuerung der internationalen Konzerne genau Bescheid wissen“, sagt Kovar. Die Unternehmen seien aber nicht gewillt, lange zu warten. „80 Prozent aller Firmen, die sich in Österreich ansiedeln wollen, ziehen aus diesem Grund ihre Pläne zurück. Wir verlieren so von Jahr zu Jahr an Standort-Attraktivität“, befürchtet der Deloitte-Experte.

Den Unternehmen sei mittlerweile die Steuersicherheit wichtiger als die exakte Höhe der Steuerleistung. „Sie wollen nicht Gefahr laufen, dass sie ihren Aktionären in drei Jahren sagen müssen: Wir haben eine riesige Steuernachzahlung“, sagt Kovar.

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