Heftiges Tauziehen um eine Norm für "halal"

Schwierige Koordination: Enorme Meinungsvielfalt, was genau "halal" ist.

Es ist ein rasant wachsender Markt: Lebensmittel, die nach den Vorgaben des Koran "halal" sind, also "zulässig" oder "erlaubt". Fast 700 Millionen Dollar soll der Umsatz mit halal-Produkten weltweit betragen und das Wachstum dürfte sich laut Schätzungen des World Halal Forums auf zehn bis 15 Prozent jährlich belaufen.

Doch was genau ist "halal"? "Es ist jedenfalls mehr als die Vermeidung von Schweinefleisch und die laut Koran erlaubte Schlachtmethode", betont Karl Grün, Direktor von Austrian Standards, dem früheren Normungsinstitut. Grün leitet dort das Projekt "halal". Das türkische Normeninstitut hat den Antrag auf die Erstellung einer solchen europaweit gültigen Norm gestellt. Jetzt wird national – nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Norwegen, den Niederlanden, der Türkei und am Balkan – daran gearbeitet, eine gemeinsame, einheitliche Vorgabe für eine halal-Norm zu finden.

"Das ist nicht einfach", gesteht Grün zu. Denn die Meinungsvielfalt sei enorm. Derzeit stecke das Anliegen daher in einer schwierigen Phase. Das Projekt stehe online, dort könne jeder den aktuellen Stand nachlesen und auch eine neue Meinung einbringen. Viele Details seien zu klären. So gehe es etwa um die Frage, wie ein halal-Lebensmittelproduzent seine Maschinen reinige. "Alkohol sollte in den Putzmitteln nicht dabei sein", erklärt Grün. Oder der Transport: Neben dem erlaubtem Rindfleisch dürfe kein Schweinefleisch liegen. "Vielleicht kommt es auch nie zu einer halal-Norm", meint Grün. Für die Konsumenten wäre das schade, denn eine Norm brächte mehr Transparenz.

Zertifizierungen gibt ohnehin – in Österreich etwa vom islamischen Dokumentations- und Informationszentrum oder von der islamischen Glaubensgemeinschaft. Für die Zertifizierungen gibt es aber im Gegensatz zur Norm keine einheitliche Regel.

Abgelehnt

Halal bezieht sich in der muslimischen Welt aber nicht nur auf Lebensmittel. Auch Kosmetika oder Arzneimittel können "halal" sein. Die Vereinigten Arabischen Emirate haben im Vorjahr beim Internationalen Normungsinstitut ISO in Genf einen Antrag gestellt, eine Norm für alle halal-Produkte zu erarbeiten. Das technische Komitee, das sich damit befasste, hat das aber abgelehnt. "Nicht sinnvoll", hieß es.

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