Harte Zeiten für Kleinwasserkraftwerke

Das Kleinkraftwerk Neubruck an der Erlauf in NÖ
Strenge Gewässerschutzauflagen und tiefer Strompreis setzen vielen Betreibern zu.

Die mehr als hundertjährige Geschichte der Kleinwasserkraft in Österreich droht jäh zu enden. Der extrem niedrige Strompreis und vor allem die vielen neuen Auflagen – vom Neubau von Fischaufstiegshilfen bis zur Erhöhung des Wasserdurchflusses im Bach oder Fluss – machen teure Investitionen notwendig, die sich kaum mehr ein Betreiber leisten kann.

"Vor allem die kleineren unter den Kleinwasserkraftwerken werden aufhören", befürchtet Christoph Wagner, Präsident des Verbandes der Kleinwasserkraft Österreich. Das sei schade. Denn Österreich sei so etwa wie das "Silicon Valley "der Kleinwasserkraft. Nirgendwo auf der Welt gebe es so viele Betreiber und so viele Turbinen- und Anlagenhersteller.

Bei der Jahrestagung am vergangenen Freitag in Waidhofen an der Ybbs wurde die Dramatik der aktuellen Lage von vielen Teilnehmern verdeutlicht. "Ich mache 40.000 Euro Jahresumsatz mit meinem Kraftwerk und soll 500.000 Euro investieren", berichtet eine Teilnehmerin. Die Investitionen in die Gewässer, die von der EU vorgeschrieben sind, bringen den Kraftwerksbetreibern aber keinen Cent Ertrag mehr. Im Gegenteil: Da sie mehr Wasser neben ihren Stromerzeugungsanlagen durchlaufen lassen müssen, sinkt die Produktion sogar.

Bis 2021 sollen die Re-Naturierungs-Investitionen laut österreichischen Vorgaben umgesetzt werden. "Wir brauche mehr Zeit dafür", fordert Wagner. Österreich sei beim Umsetzen der EU-Richtlinien Musterschüler, andere Länder wie Italien oder auch Deutschland hätten darüber noch nicht einmal nachgedacht.

Russen kommen

Während heimische Kleinstwasserkraftbetreiber ums wirtschaftliche Überleben kämpfen, suchen Finanzinvestoren diesen "Opfern der Regulierungswut und des katastrophalen Strompreises" die Kraftwerke billig abzukaufen. "Alle haben Angst vor einer Geldentwertung. Sogar russische Anleger suchen Investitionen in Kleinwasserkraftwerke", erzählt der Verbands-Präsident. Kurzfristig sei damit zwar nichts zu verdienen, aber der Strompreis werde wohl irgendwann steigen. Allzu viele unter den Betreibern sind noch nicht verkaufswillig. Sie hoffen, dass es doch noch Förderungen für die Investitionen gibt. "Derzeit aber lässt der Finanzminister kein Geld aus", sagt Wagner.

Ökostromförderungen für den produzierten Strom erhalten nur 20 Prozent der Betreibe. Die meisten Anlagen gibt es schon lange, die Förderzeit ist beendet. Paul Ablinger, Geschäftsführer des Verbandes und selbst Kraftwerksbetreiber, hilft sich durch Selbstvermarktung. Er verkauft den Strom den Kraftwerksnachbarn und überlegt neue Finanzierungsmodelle, wie etwa die Beteiligung von Kunden am Kraftwerk.

Die 3200 Kleinwasserkraftwerke (bis zu zehn Megawatt Leistung) erzeugen zehn Prozent des gesamten Jahresstromverbrauchs in Österreich. Sie leisten damit so viel wie fünf bis sechs Donaukraftwerke. 90 Prozent dieser kleinen Wasserkraftwerke sind in privaten Händen. Nur zehn Prozent gehören den großen Stromversorgern.

Nur ein Fünftel der Kleinwasserkraftwerke erhält aktuell eine Ökostromförderung. Von der gesamten Ökostromsubvention (rund 800 Millionen Euro) entfallen nur fünf Prozent auf diese „Kleinen“.

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