Handel: Bei Schönheit wird nicht gespart

Nach zweijährigem Konsumrausch gab es im ersten Halbjahr 2011 eine erste Sättigung. Gespart wird bei Schuhen, nicht aber bei Kosmetik.

Das "Immer mehr" ist vorerst zu Ende: Die Geldbörse sitzt nicht mehr ganz so locker, die Konsumenten achten wieder sehr genau, wofür sie ihr Geld ausgeben. Die rund 44.000 heimischen Einzelhändler erzielten im ersten Halbjahr im Durchschnitt erstmals seit zwei Jahren kein reales (inflationsbereinigtes) Umsatzplus mehr. Bei 43 Prozent der Betriebe brachen die Umsätze ein. In Summe erwirtschaftete die Branche 24,5 Milliarden Euro.
Die Wirtschaftskammer (WKO) führt in ihrem Bericht zur Konjunkturentwicklung im Einzelhandel die Stagnation auf die geringer gewordenen Ausgabebereitschaft der Konsumenten zurück. Auch die Verunsicherung durch die aktuelle Schuldenkrise in Europa sowie Preissteigerungen bei einzelnen Produkten würden die Kauflust mindern. "Nach zweijährigem Hoch kommen wir jetzt in ein Tief. Ich bin aber optimistisch, dass es einen guten Herbst geben wird", zeigt sich WKO-Handelsobmann Fritz Aichinger zuversichtlich. Für das Gesamtjahr sollte sich ein leichtes Umsatzplus ausgehen, hofft er. Ein Branchenvergleich zeigt, dass nicht überall gespart wird. Bei Alltagsprodukten rund um Haushalt und Familie gibt es nach wie vor Zuwächse.

Gewinner

Gewinner

Im ersten Halbjahr war der Handel mit kosmetischen Erzeugnissen der Gewinner. Drogerien und Parfümerien erzielten mit einem realen Umsatzplus von 3,1 Prozent im Vorjahresvergleich die größte Steigerung, gefolgt vom Lebensmitteleinzelhandel mit einem Plus von 1,3 Prozent. "Auch wenn die Leute mehr auf ihr Geld achten müssen, wollen sie auf den kleinen Luxus nicht verzichten", argumentiert Stefan Ornig, Sprecher von dm Drogeriemarkt. Bei dm habe sich der Umsatz im ersten Halbjahr "tadellos" entwickelt. Beim Mitbewerber Marionnaud spricht man gar von einem "Lipstick-Effekt". Konsumenten würden vermehrt dazu tendieren, sich einfach etwas zu gönnen. Diverse Model-Shows im TV kommen der Kosmetik-Branche ebenfalls zugute.

Zu den Verlierern zählen vor allem die Schuhhändler mit einem Minus von 3,4 Prozent sowie der zuletzt boomende Sportartikelhandel mit einem Umsatzminus von 2,2 Prozent. Intersport-Sprecher Christian Mann überrascht das Branchenminus, zumal sein Unternehmen von März bis Juli um satte neun Prozent zulegen konnte. Ein Grund könnte die Fußball-WM im Vorjahr sein, glaubt Mann. "Die Fanartikel sorgten für ein Umsatzplus." Aber auch die Preisschlachten der Händler dürften sich negativ auf die Umsätze auswirken.
Die Bekleidungsbranche liegt mit einem Verlust von 1,9 Prozent an dritter Stelle, erneut Rückgänge gab es im Buchhandel.

Beschäftigung

Trotz Stagnation der Umsätze vermeldet der Handel ein leichtes Beschäftigungsplus von 2,3 Prozent auf 275.000. Ein Großteil der neuen Mitarbeiter sind Teilzeitkräfte. Die Teilzeitquote im Handel beträgt mittlerweile 44 Prozent und wächst laut Aichinger stetig. "Wir brauchen die Flexibilität bei den Mitarbeitern." Inklusive Groß- und Kfz-Handel beschäftigt die Branche rund 500.000 Menschen und ist somit der größte Arbeitgeber.

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