Neue Sektsteuer spült kein Geld in die Staatskasse

Neue Sektsteuer spült kein Geld in die Staatskasse
Schlumberger will die neue Steuer kippen, eine Studie zeigt deren negative Effekte auf die Wirtschaft.

Seit 1. März zahlen die Österreicher für die Flasche Sekt rund 90 Cent mehr – der neuen Steuer wegen. Dass die Sektsteuer ausschließlich Schaumweine mit über 3 bar Flaschendruck betrifft und damit Prosecco und Frizzante verschont, ist seit der Einführung viel diskutiert.

Jetzt zeigt eine neue Studie im Auftrag von Schlumberger und ein daraus verfasstes Memorandum der Rechtsanwälte Fiebinger, Polak, Leon – beide Dokumente liegen dem KURIER vor – die fiskal- und beschäftigungspolitischen Negativeffekte der Steuer. Demnach bringt sie netto keine Einnahmen für das Budget, belastet jedoch die heimische Sektwirtschaft und gefährdet Arbeitsplätze.

Laut Regierungsvorlage sollte die Steuer 35 Millionen Euro pro Jahr bei geschätzten 40 Millionen Flaschen Absatz bringen. Tatsächlich trifft die Steuer aber nur 25 Millionen Flaschen (Prosecco und Frizzante abgerechnet) und schlägt deshalb mit nur 22,5 Millionen Euro pro Jahr zu Buche. Abzüglich des Steuerausfalls aus dem drohenden Konsumrückgang und der Kosten durch Arbeitsplatzverluste – 330 Jobs sind gefährdet – bleibt am Ende nichts übrig (siehe Rechnung in der Grafik). Die Autoren der Studie sprechen von einer ineffektiven Bagatellsteuer, bezeichnen die Schaumweinsteuer gar als Schildbürgerstreich.

Benedikt Zacherl, Unternehmenssprecher von Schlumberger: "Als größter österreichischer Sektproduzent wollen wir klare Fakten auf den Tisch legen. Die Ergebnisse sollen eine sachliche Diskussion ermöglichen. Wir wollen eine gute Lösung für den Standort Österreich und die heimische Sektwirtschaft erreichen." Bereits bei Einführung wetterte Zacherl, "die Steuer ist ein inakzeptabler Dämpfer für den österreichischen Schaumwein." Ein Termin zwischen Schlumberger-Vertretern und dem Finanzministerium ist bereits avisiert – beide Seiten wollen bis dahin nichts mehr zur Sektsteuer sagen.

Weniger Sekt

Neue Sektsteuer spült kein Geld in die Staatskasse
BILD zu TP/OTS - WEIN & CO Geschäftsführer Florian Größwang: "Wenn sich zwei starke Marken zusammentun, profitieren vor allem die Kunden."
Für Florian Größwang, Geschäftsführer von Wein&Co, ist die Sektsteuer das Paradebeispiel einer sinnlosen Steuer. Bis zu ihrer Einführung waren 60 Prozent der verkauften Schaumweine bei Wein&Co aus Österreich. Im März und April ist der Absatz von Schaumwein und Champagner zwar um 20 Prozent gestiegen. Gründe seien die Thematisierung in den Medien, Feiertage wie Ostern und dem bevorstehenden Muttertag und Aktionsschwerpunkte. Allerdings: "Es gibt eine deutliche Verschiebung von österreichischen zu billigeren, internationalen Produkten, also zu Prosecco und Frizzante", so Größwang.

Plus die umgekehrte Tendenz: Denn auch Champagner liegt im Trend. Meistverkaufter Schaumwein im April war bei Wein&Co Champagner der Marke Goutorbe. Das Absatzplus führt Größwang auf den, wie er es nennt, Biedermeier-Effekt zurück: "Wenn trotz Krise gefeiert wird, dann ordentlich und offenbar sehr stilvoll." Die Steuer wird pro Flasche eingehoben, im Hochpreissegment fällt sie deshalb weniger auf.

Bei REWE und SPAR will man indes noch keine direkten Effekte der Schaumweinsteuer sehen, der Zeitraum sei noch zu kurz, heißt es aus den Konzernen. Man versuche derzeit, die Lage mit Aktionen zu entschärfen.

Die Schaumweinsteuer gibt es wieder seit 1.3., sie beträgt 100 Euro je Hektoliter und betrifft nur Schaumweine mit einem Überdruck von 3 bar, nicht aber andere Perlweine mit niedrigerem Druck. Frizzante, Prosecco und Perlwein sind nicht betroffen.

In Österreich gibt es 114 Betriebe mit 500 Beschäftigten, die Sekt und Schaumwein herstellen. 75 Prozent der Sektproduktion gehen in den Handel, Preis im Schnitt: 3,74 Euro pro Flasche. Umsatz aus der Sekterzeugung pro Jahr: 90 Mio. Euro. 3000 Winzer machen Wein für Sekt.

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