"Guacamole-Krise" droht wegen Trumps Handelspolitik
Was wäre eine Superbowl ohne Guacamole? 100.000 Tonnen Avocados, fast 12 Prozent des Jahresverbrauchs, verzehren die US-Amerikaner in dieser einen Woche, wenn das Finale der Football-Liga über die Schirme flimmert. Im Februar 2018 droht jedoch ein Preisschub oder sogar Engpass, warnen Importeure. Die beliebte Frucht ist nämlich ins Zentrum wilder Debatten über die US-Handelspolitik gerückt.
Für Michael Stumo, Chef der konservativen NGO "Koalition für ein prosperierendes Amerika", ist die Avocado der Beweis: Wegen NAFTA ging es mit der US-Landwirtschaft bergab. Das 1994 beschlossene Handelsabkommen mit Mexiko und Kanada sei "desaströs" gewesen.
Handelsbilanz-Defizit
Vor NAFTA hätten die USA gar keine Avocados zukaufen müssen. Seit dem Abkommen sei aber die Inlandsproduktion um ein Drittel zurückgegangen. Jetzt kommen 85 Prozent aus dem Ausland; vor allem Mexiko, aber auch Peru, Chile oder Dominikanische Republik. Ganz ähnlich sei es anderen Obst- und Gemüsefarmern ergangen: "Unsere Limetten-Produktion wurde weggefegt."
Die Zahlen stimmen. Großes Aber: Der Avocado-Boom hat lange nach NAFTA eingesetzt. Seither hat sich der Verbrauch ungefähr versiebenfacht – diese Nachfrage könnten die USA selbst gar nicht decken, denn die wichtigste Sorte der heiklen und wassergierigen Frucht ("Hass") wächst in den USA nur in Südkalifornien. Und dort ist Agrargrund teuer und rar.
Ins eigene Fleisch
Ab 23. September verhandeln die drei Staaten in Ottawa über eine NAFTA-Reform weiter. Trumps Drohung, das Abkommen zu kündigen, steht noch im Raum. Das würde allerdings den USA selbst empfindlich schaden, zeigt eine aktuelle Studie der deutschen Bertelsmann-Stiftung.
Link zur Zusammenfassung hier, Kurzstudie (PDF, 24 Seiten), Langfassung (PDF, 89 Seiten).
Fazit: Durch das Wiedereinführen von Zöllen und anderen Barrieren würde das Pro-Kopf-Einkommen der US-Bürger 125 Dollar pro Jahr einbüßen. Noch härter würden die Kanadier mit 729 Dollar getroffen, während die Mexikaner auf lange Sicht mit 93 Dollar weniger leben müssten. Andere könnten davon profitieren, dass sich die Handelsströme verlagern - wenngleich nur minimal: Deutsche mit 12 Dollar, Österreicher mit 2,4 Dollar pro Jahr.
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