Grünes Bauen rechnet sich

Grünes Bauen rechnet sich
Michaela Steinacker, Immo-Vorstand bei der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, bricht eine Lanze für nachhaltiges Bauen.

Am ehemaligen Standort der OPEC in Wien baut die Raiffeisen-Holding NÖ-Wien das energieeffizienteste Bürohaus Europas. Fertigstellung ist für Ende November geplant. Die für Immobilien und erneuerbare Energie zuständige Direktorin, Michaela Steinacker, sprach mit dem KURIER über grünes Bauen, Immobilien-Blasen und Windparks in der Ostsee.

KURIER: Die Raiffeisen-Holding NÖ-Wien sieht sich als grüner Vorreiter. Ist dieses Engagement mehr als das oft zitierte „Greenwashing“?
Michaela Steinacker: Das Nachhaltigkeitsthema ist ein Raiffeisen-Ur-Thema. Dementsprechend waren und sind uns auch im Immobilienbereich die Energieeffizienz-Themen immer wichtig. Beim Zubau zum Raiffeisenhaus am Donaukanal haben wir die neuesten Technologien, die es in diesem Bereich gibt, kombiniert: Fotovoltaik, optimale Dämmung, Erdwärme, Kühlung mittels Donauwasser, etc. Mit dem Ergebnis, dass wir das erste Hochhaus Europas nach Passivhaus-Standard errichten.

Mit entsprechender Zertifizierung, nehme ich an?
Es wurde von der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen mit 949 von 1000 möglichen Qualitätspunkten bewertet.

Sind Green Buildings mehr als nur ein Trend?
Definitiv. Nachhaltiges Bauen wird sehr stark nachgefragt. Und das wird auch so bleiben. Ich glaube, dass das Thema der Energieeffizienz mittlerweile angekommen ist. Und zwar nicht nur im Immobilienbereich. Die Endlichkeit der Ressourcen wird uns allen immer bewusster.

Grünes Bauen rechnet sich

Das Energieeffizienz-Gesetz wird derzeit sehr heftig diskutiert. Kommen da auch auf die Immo-Branche einige „Gemeinheiten“ zu?
Ich kenne den Gesetzesentwurf noch nicht. Aber die Raiffeisen-Holding wollte ganz klar Trendsetter sein in diesem Bereich. Deshalb bin ich sicher, dass wir die etwaigen Anforderungen sogar bereits jetzt übererfüllen.

Geht beim grünen Bauen die Rendite-Rechnung auf?
Ja, diese Maßnahmen rechnen sich am Ende des Tages. Das ist ein wichtiger Hinweis für jeden Investor. „Grüne“ Bauten verursachen einfach niedrigere Betriebskosten. Freilich braucht es einen längeren Atem. Auch die zusätzlichen Mittel in der Projektfinanzierung müssen erst einmal aufgestellt werden. Unsere Investitionen beim Klimaschutz-Hochhaus z.B. rechnen sich nach 14 Jahren. Ich bin mir aber sicher, dass es künftig ohnedies entsprechende gesetzliche Vorschriften geben wird.

Welche Projekte befinden sich in eurer Pipeline?
Im großvolumigen Bürohaus-Segment ist derzeit nichts geplant. Wir investieren aber im Sinne eines ausgewogenen Portfolios in den kommenden zwei, drei Jahren stark in Fachmarktzentren in Niederösterreich.

Interesse an den Volksbanken-Immobilien?
Wir prüfen grundsätzlich viele Angebote am Markt und schauen uns in aller Ruhe an, was uns wirklich interessiert.

Ist im Segment Wohnbau etwas geplant?
Nein, das ist nicht unser Kerngeschäft. Wir sind schwerpunktmäßig in den Segmenten Büroimmobilien und Einzelhandel aktiv.

Sehen Sie eine Blase am Wiener Immobilienmarkt? Nein, sicher nicht. Im Bürobereich wird weit weniger produziert als in den letzten Jahren, da hat der Markt sofort reagiert. Der Boom im Wohnsegment ist auch deshalb berechtigt, weil Wien ganz einfach immer größer wird. Die Nachfrage ist da. Wohnimmobilien sind nach wie vor ein Investmarkt zur Kapitalanlage vor allem von Einzelpersonen. Die Preise sind gestiegen, aber die Baukosten auch. Und dementsprechend sind die Renditen nicht gerade brüllend. Die Mietpreise sind aber meines Erachtens auf einem vernünftigen Niveau.

Sie verantworten auch den Bereich erneuerbare Energie. Wo liegt hier der Fokus?
Ganz klar auf Wind. Wir setzen derzeit drei Windparks um, unter anderem den größten Niederösterreichs. Dafür nehmen wir 114 Millionen Euro in die Hand. Zusätzlich haben wir Fotovoltaik, Biogas und ein Kleinwasserkraftwerk im Portfolio.

Stichwort Offshore Windparks in der Ostsee. Ihr Chef, Obmann Erwin Hameseder, hatte Investitionen in diesem Segment ins Spiel gebracht.
Derzeit ist das für uns kein Thema, da die Technologie noch nicht wirklich ausgereift ist. Das ist für uns zu risikoreich. Außerdem kosten diese Parks Milliarden, da sind wir definitiv zu klein.

Zuletzt wurde mit einem Börsegang eurer Energie-Tochter Renergie spekuliert.
Mittel- bis langfristig, ja. Jeder Börsegang braucht aber entsprechende Volumina. Da sind wir noch nicht so weit. Wir überlegen momentan eher den Weg, Finanzierungsprodukte über unsere Erneuerbare Energie-Anlagen zu legen – also Green Bonds aufzulegen.

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