"Grüne Vision für OMV": Erdwärme statt Gas, Strom statt Benzin

Studie: Tankstellen zu E-Ladestationen umbauen
Greenpeace kritisiert klimafeindliche Strategie des Konzerns und fordert notfalls sogar Eingriffe der Politik.

Ein Öl- und Gaskonzern ohne Öl und Gas – geht das? Die Autoren einer Studie von Greenpeace, die zusammen mit dem ehemaligen Leiter der OMV-Innovationsabteilung, Walter Böhme, erstellt wurde, sagen klar: ja.

Der 180-Grad-Strategiewandel des Konzerns sei nicht nur möglich, sondern dringend geboten. "Die OMV braucht schnellstmöglich eine Strategie, die mit dem Pariser Klimaschutzabkommen vereinbar ist", betont Studien-Autor Thomas Steffl. Um sich klimafreundlich aufzustellen, sollte die OMV die Geothermie ausbauen, mehr Tankstellen für Elektroautos errichten und verstärkt in die Produktion von Wasserstoff sowie von umweltverträglichem Kraftstoff investieren, lauten die Vorschläge der Umweltschützer.

Geothermie

Und sie geben auch konkrete Beispiele, etwa zur Geothermie. Hier hätte die OMV viel Know-how, weil sie in der Tiefenbohrung erfahren sei und die geologischen Gegebenheiten in Österreich gut kenne. "Sie könnte Erdwärme direkt als Wärmequelle und für die Stromgewinnung nutzen. Die notwendige Infrastruktur dafür hat sie mit den Pipelines bereits", betont Ex-OMVler Böhme.

Und die insgesamt 3800 Tankstellen der OMV (Österreich, Deutschland und Osteuropa) sollten zu Ladestationen für E-Autos umgebaut werden. Abgerundet werden könnte die gesamte Umstellung durch Zwischenspeicherung der Energie und dem Einsatz der Erneuerbaren als Produktionsrohstoff etwa für die Stahlherstellung – Stichwort: Wasserstoff statt Kohlenstoff. Sollte die OMV ihre Konzernstrategie nicht in Richtung Klima- und Umweltschutz umstellen, fordert Greenpeace-Expertin Hanna Simons notfalls einen Eingriff der Politik. Immerhin sei der Staat mit 31,5 Prozent an der OMV beteiligt und Finanzminister Hans Jörg Schelling könnte als Eigentümervertreter eine zukunftsorientierte Konzernstrategie erwirken.

Aktie auf Höhenflug

Ob klimafreundlich oder nicht – an der Börse zählen andere Faktoren: Die Aktie der OMV hat in den vergangenen zwölf Monaten fast 40 Prozent zugelegt. Ende April übersprang der Titel erstmals seit 2008 sogar die Marke von 40 Euro, am Mittwochnachmittag notierten sie bei 47 Euro.

Den Kurssprung am Ende des Vormonats lösten gute Ergebniszahlen aus. Im ersten Quartal ist das operative Ergebnis unerwartet stark von 262 auf 899 Millionen Euro gestiegen. Analysten wie etwa von der Citibank reagierten mit Kauf-Empfehlungen. Kostenreduktionen, geringere Investitionsausgaben und Wachstum würden für den Konzern sprechen. Barclays erhöhte die Empfehlung von unter- auf übergewichten mit einem Kursziel von 54 Euro.

Was den Analysten besonders gefällt, ist die Strategie von OMV-Chef Rainer Seele zur Erhöhung des so genannten Free Cashflows. "Das ermöglicht in den nächsten Jahren Akquisitionen und höhere Dividenden", betont man bei Barclays.

Mit dem Kursanstieg könnte es allerdings langsam zu Ende gehen. Tamas Pletsar, Öl-Analyst der Erste Group, sieht jedenfalls "eine gewisse Übertreibung im Aktienkurs". Sein Kursziel liegt bei 43 Euro. Zwar könnte ein Abschluss der Kooperation mit der russischen Gazprom die Aktie kurzfristig noch beflügeln, andere fundamentale Gründe für den Höhenflug gebe es aber nicht. Auch beim Ölpreis sieht er kaum Luft nach oben.

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