"Grün" ist bei Ökostrom oft nur die Aufschrift

Ökoenergie-Kunden sollen wissen, woher ihr Strom kommt
Wie Börsenstrom grüngewaschen wird und ein Öko-Pickerl bekommt.

Stromkennzeichnung. Wer in Österreich einen Stromanbieter sucht, findet ausschließlich Angebote mit "100 Prozent Energie aus heimischer Wasserkraft, Wind oder Sonne". Alles öko also? "Nein", sagt René Huber, Vorstand der Oekostrom AG. Viele Billigstrom-Anbieter hätten nicht einmal ein Kraftwerk in Österreich.

Sie kaufen den gesamten Strom über die Börse und dazu ein Pickerl, das den Strom in 100 Prozent Ökostrom verwandelt. Die meisten dieser Pickerln kommen aus Norwegen. Das Land ist Europas größter Wasserkraftstrom-Erzeuger und belegt jede Kilowattstunde produzierten Strom mit einem Öko-Zertifikat. Und diese Zertifikate werden europaweit verkauft.

So wird Börsenstrom, der offiziell aus dem EU-Strommix (die Hälfte fossil, 30 Prozent nuklear, nur der Rest öko) besteht, grüngewaschen.

Direkt vom Kraftwerk

"Viele Kunden wollen das nicht. Sie wollen genau wissen, woher ihr Strom kommt", sagt Huber. Die Oekostrom AG hat sich daher den Ab-Hof-Verkauf der Bauern zum Vorbild genommen und bietet Ab-Kraftwerks-Verkauf an. Kunden können sich aussuchen, von welchem Kraftwerk ihr Strom kommen soll. Huber hofft damit in den nächsten Jahren ein kräftiges Kundenwachstum zu schaffen. Von derzeit 56.000 Kunden will die Oekostrom AG bis Ende 2019 auf 75.000 Kunden kommen.

Der Lieferant bietet schon jetzt ausschließlich heimischen Strom aus Kleinwasserkraft, Wind und Sonne an – und zwar von Anlagen, die keine Ökostromförderung mehr genießen. Für das Pickerl, das ein echter und direkter Herkunftsnachweis ohne Zwischenhändler sei, wie Huber betont, zahlt die Oekostrom AG den Kraftwerksbetreibern einen Euro pro Megawattstunde. "So hat der Kunde einen Vorteil, weil er das Kraftwerk aussuchen kann und auch der Erzeuger, weil er zum Marktpreis einen Euro dazu bekomm", wirbt Huber für den Ab-Kraftwerks-Strom.

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