Großinvestoren klagen VW auf 3,2 Mrd. Euro Schadenersatz

In einer Werkstätte wird ein VW Passat überprüft.
Eine Gruppe von 278 institutionellen Anlegern reichte Milliardenklage in Braunschweig ein.

Nicht nur enttäuschte VW-Fahrer, auch Investoren fordern von Volkswagen wegen des Abgasskandals Wiedergutmachung. Es geht um Milliarden. Und die Kläger sind in der Finanzwelt alles andere als Leichtgewichte.

Für den deutschen Autokonzern VW wird es nun auch im Streit mit Großinvestoren um die Folgen der Abgasaffäre ernst: Eine Gruppe von 278 institutionellen Profi-Anlegern reichte am Braunschweiger Landgericht eine Klage auf 3,255 Mrd. Euro Schadenersatz ein.

Großinvestoren klagen VW auf 3,2 Mrd. Euro Schadenersatz
epa05202469 (FILE) A file photo dated 12 February 2016 showing a software update being installed into a EA189 diesel engine of a Volkswagen (VW) Amarok car at Amag, the main Volkswagen retailer in Switzerlandafter a recall of many vehicles following the VW exhaust emissions scandal, Duebendorf, Switzerland. Troubled German carmaker Volkswagen's shares fell sharply on 09 March 2016 following media reports that the US authorities are widening their investigation into the emissions scandal that has rocked the group. VW's stock opened more than 3-per-cent down on the Frankfurt Stock Exchange after the Wall Street Journal reported that the US Justice Department is expanding its investigation into the carmaker through the use of bank fraud and tax laws. The move by the US authorities consequently raises the risk of VW being hit by new penalties. US justice authorities were planning to use a far-reaching law against bank fraud in their investigation into the emissions affair, as well as looking at possible violations of tax laws, the Journal said citing people familiar with the probe. EPA/WALTER BIERI
Eine Sprecherin des Gerichts bestätigte am Dienstag den Eingang. Knapp ein halbes Jahr nach dem Ausbruch des Skandals um manipulierte Stickoxid-Messwerte bei Abgastests wird - neben mehreren Verfahren privater VW-Kunden - damit auch der Konflikt um die rechtzeitige Mitteilung der Probleme im September 2015 zu einer juristischen Großbaustelle für den Autobauer in Deutschland. In den USA, wo das Diesel-Debakel begonnen hatte, drohen bereits Sammelklagen.

In Braunschweig soll es um die bisher mit Abstand größte Summe gehen. Dort seien nun 67 Klagen gegen VW eingegangen, hieß es aus dem Landgericht. Die Gesamtsumme auf Schadenersatz daraus belaufe sich auf mehr als 3,7 Mrd. Euro. Der Tübinger Rechtsanwalt Andreas Tilp hatte bereits am Montag die Milliardenklage bestätigt. Er will die Klägerseite im Prozess vertreten.

Bei den Vorwürfen geht es darum, ob VW seiner Auskunftspflicht gegenüber Aktionären nachgekommen ist. Der Konzern hatte erst Tage, nachdem die US-Umweltbehörde EPA ihre Manipulationsvorwürfe am 18. September öffentlich machte, über drohende finanzielle Konsequenzen informiert. Das Unternehmen bekräftige mehrfach seine Auffassung, alle Pflichten befolgt zu haben. Viele Anleger wollen sich ihre Verluste aus dem abgesackten Aktienkurs von VW aber erstatten lassen.

Am Dienstag gerieten die Vorzugspapiere der Wolfsburger im Leitindex Dax nach dem Bekanntwerden der Investoren-Klagen abermals unter Druck. Sie fielen im frühen Handel um 1,6 Prozent auf 113,75 Euro.

Unter den Klägern im Braunschweiger Fall sind der größte US-Pensionsfonds Calpers und die Sparkassen-Fondstochter Deka. Zunächst hatten "Süddeutsche Zeitung", NDR und WDR über dieses Verfahren berichtet. Schon zuvor gab es dutzende ähnliche Klagen.

Laut Tilp wollen sich diverse andere Investoren seinem Verfahren anschließen. "Das ist erst der Anfang", sagte der Anwalt. Eine Allianz-Tochter sei bereits unter den Klägern. Ein Sprecher der Vermögensverwaltung Allianz Global Investors (AGI) hatte vor einigen Tagen gesagt, man müsse prüfen, "ob unsere Anleger geschädigt worden sind und wir dann dementsprechend Schritte einleiten".

AGI hält 0,06 Prozent an dem Wolfsburger Konzern. Der kalifornische Lehrer-Pensionsfonds CalSTRS hatte bereits Anfang März angekündigt, vor deutschen Gerichten um Schadenersatz streiten zu wollen.

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