"Große Umverteilung zwischen Bauern droht"

Zwar bleibt der Anteil der Fördergelder die nach Österreich fließen annähernd gleich, die Empfänger werden jedoch wechseln.

Auch wenn der EU-Förderkuchen recht konstant bleibt, so wird es zwischen den Betrieben zu einer relativ großen Verschiebung kommen. "Es droht eine große Umverteilung zwischen den Bauern", bestätigt August Astl, Generalsekretär der Landwirtschaftskammer, dem KURIER.

Zittern müssen etwa Bauern in benachteiligten Gebieten, etwa im Alpenvorland: Sie wurden bisher als Bergbauern geführt und erhielten entsprechende Prämien: "Es geht um Übergangsregionen, wo aufgrund von neuen EU-Kriterien für die Bergbauernförderung erhebliche Förder-Einbußen drohen", erklärt Astl.

Gleichzeitig laufe auch das historische Fördermodell aus. Das trifft vor allem Tierzüchter wie Stiermäster, die ihre vor der Agrarreform 2005 erhaltenen höheren Hektarprämien weiter kassierten. Astl will sich aber nicht festlegen, ob etwa Körndlbauern künftig etwas besser gestellt sind als die "Hörndlbauern". Details müsse man erst erarbeiten.

"Natürlich steht es uns frei, nationale Regelungen einzuführen, um Verlierer zu entschädigen", meint Markus Hofreither, Budget-Experte an der Universität für Bodenkultur: "Das dürfte politisch aber nicht einfach werden." Die geplante Verlagerung von Prämien für Umweltmaßnahmen von der 2. in die 1. Säule sei für Österreich ein Problem: "Das bestraft Länder, die eine Vorreiterrolle bei Umweltmaßnahmen hatten."

Agrarexperte Gerfried Gruber rät, statt den wegfallenden Umweltförderungen in der zweiten Säule neue Förderprogramme aufzulegen, "etwa im Bereich Diversität oder Klimaschutz".

Fördersysteme mit Schieflage von West nach Ost

D er wichtigere Teil der Pläne zur Agrarreform, die im Oktober in Brüssel vorgestellt werden, trifft die erste Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik, die Direktzahlungen pro Hektar (10.000m²) vorsieht. Im EU-Durchschnitt gibt es derzeit pro Hektar Förderungen in Höhe von 230 Euro. Österreich liegt nur knapp unter dieser Marke. Die Reformpläne für die so genannte erste Säule wirken sich kaum auf Österreich aus.

Allerdings sind im EU-Vergleich die Unterschiede massiv: Während ein lettischer Bauer nur 80 Euro pro Hektar bekommt, streifen dänische, belgische oder niederländische Bauern rund 400 Euro pro Hektar ein. Deutsche Bauern bekommen rund 310 Euro. Agrarkommissar Dacian Cioloş kritisiert seit seinem Amtsantritt die unfaire Verteilung dieser Förderungen. Derzeit wird überlegt, die Förderungen zwischen 185 Euro und 275 Euro pro Hektar anzugleichen.

Dazu kommen noch Förderungen aus den Umweltprogrammen, die in Österreich einen Großteil der Gesamtförderung ausmacht.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

Kommentare