Griechische Tabaksteuer verglüht

40 Prozent Raucher: Nirgendwo in der EU wird so viel gepofelt wie in Griechenland.
Zigarettenpreise explodierten – was prompt den Schwarzmarkt kräftig befeuerte.

Die Wirtschaftskrise im Land ist schuld – schon wieder. Die Griechen rauchen gern und viel, dennoch hat die griechische Regierung in den vergangenen Jahren massive Verluste bei der Einnahme der Tabaksteuer verbucht. Auf dem Schwarzmarkt dagegen boomt der Zigarettenhandel, sagt Nikolaos Georgikopoulos, der eine Studie über den illegalen Tabakhandel in Griechenland beim staatlichen Wirtschaftsforschungsinstitut KEPE geleitet hat. "Wenn die griechische Regierung ihre Politik zu diesem Thema nicht ändert, wird das Problem noch größer", so der Wirtschaftsexperte zum KURIER.

Raucher-Rekord

Laut einer Eurobarometer-Studie aus 2012 sind 40 Prozent der Griechen Raucher und stehen an erster Stelle des Zigarettenkonsums EU-weit. Höhere Steuereinnahmen und Gesundheitsvorsorge waren die Gründe für eine Erhöhung der Tabaksteuer. "Ein einfacher Weg für den Staat, um an Geld zu kommen, besonders, wenn man weiß, dass viele Griechen von Nikotin abhängig sind und nicht aufhören werden zu rauchen", kritisiert der Wirtschaftsexperte.

Preisanstieg um 59 Prozent

Während die Einkommen im Land sanken, stieg der Mindestverkaufspreis von Zigaretten zwischen 2009 und 2013 um 59 Prozent. Der Anteil der Steuer am Endpreis wurde mit 87 Prozent zum höchsten in der EU. Zugleich schrumpfte der Preisunterschied zwischen teuerster und billigster Marke: Er betrug im vergangenen Jahr nur noch 14 Prozent.

Folge: ein regelrechter Schwarzmarkt-Boom. 2011 hat die griechische Regierung 3,04 Milliarden Euro an Tabaksteuer einkassiert. 2012 waren es nur mehr 2,71 Milliarden Euro, Tendenz sinkend. Die Studie über den illegalen Zigarettenhandel in Griechenland stützt sich auf Daten der Zollpolizei, aber auch "Detektiven" der Tabakindustrie, die in Ausgehvierteln in Athen oder Thessaloniki auf die Straßen gehen, um leere Zigarettenpackungen und Stummel zu sammeln: So lässt sich der Konsum an Schmuggelware schätzen.

Schmuggel-Hotspot

Seit langem ist Griechenland eine Drehscheibe für den Zigarettenschmuggel in die EU. Drei Viertel des illegalen Tabaks aus der Türkei, Zypern, Russland und China wandern hier durch. Seit der massiven Verteuerung der Zigaretten bleibt nun ein immer größer werdender Teil dieser Schmuggelware am heimischen Schwarzmarkt. Während 2010 der illegale Zigarettenverkauf 10,8 Prozent des gesamten Zigarettenhandels im Land ausmachte, lag der Prozentsatz im vergangenen Jahr schon bei 23 Prozent. "Wir haben der griechischen Regierung vorgeschlagen, keine hohe Steuer auf billigere Zigarettenmarken zu setzen, um den Menschen eine Alternative zum Schwarzmarkt zu bieten. Zweitens sollte man die Maßnahmen an den Grenzen verschärfen, um den illegalen Schmuggel zu stoppen", erläutert Georgikopoulos.

Mittlerweile muss man gar nicht weit gehen, um billige Tschick zu bekommen. Gleich am Omonia, einer der Plätze im Zentrum Athens, kann man eine Schachtel statt um 3,50, um nur 1,50 bis 2 Euro bekommen. Am Schwarzmarkt gibt es alles – von billigen Marken bis billigen Kopien beliebter Zigaretten wie etwa Marlboro.

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