Griechenlands Nein: DAX erholt sich ATX verliert

Der DAX am Tag nach dem Griechen-Referendum.
Minus in Frankfurt fällt geringer aus als erwartet, Wiener Börse weiter klar im Minus.

Der DAX sackte im frühen Handel am Montag um 1,24 Prozent auf 10.921,78 Punkte ab. Vorbörslich war er zeitweise noch mehr als 3 Prozent unter dem Freitagsschluss taxiert worden. Der MDAX mittelgroßer Werte fiel am Montag um 1,18 Prozent auf 19.640,02 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDAX sank um 0,83 Prozent auf 1.643,28 Punkte. Der Leitindex der Wiener Börse, der ATX, war dagegen auch zu Mittag noch klar im Minus.

Auch die anderen europäischen Leitbörsen kamen weniger als erwartet in die Bredouille: Der Eurozone-Leitindex Euro-Stoxx-50 fiel um 1,84 Prozent. Der Kurs des Euro grenzte die Abschläge nach dem Varoufakis-Rücktritt ebenfalls ein. Zuletzt stand die Gemeinschaftswährung bei 1,1085 US-Dollar und damit nur rund einen viertel Cent niedriger als am Freitag.

Der ATX im Detail

Bei den Einzelwerten zeigten sich im ATX die beiden Bankaktien besonders schwach. Die Papiere der Raiffeisen Bank International (RBI) gaben um 3,55 Prozent auf 12,65 Euro nach, Anteilsscheine der Erste Group fielen um 2,74 Prozent auf 25,17 Euro. Damit folgten sie dem schwachen europäischen Branchentrend.

In der Gewinnzone notierten hingegen die Titel der Buwog, die zuletzt mit einem Plus von 0,51 Prozent bei 17,88 Euro standen. Die Analysten der Erste Group haben in einer neuen Studie ihre Anlageempfehlung "Acuumulate" sowie das Kursziel von 21,0 Euro für die Aktie bestätigt. Allerdings rechnen sie mit geringeren Mieteinnahmen als bisher.

Das bisherige Tageshoch verzeichnete der ATX unmittelbar nach Sitzungsbeginn bei 2.432,99 Punkten, das Tagestief lag gegen 10.50 Uhr bei 2.382,90 Einheiten. Der ATX Prime notierte zum oben genannten Zeitpunkt 1,62 Prozent tiefer bei 1.211,33 Punkten. Im prime market zeigten sich sieben Titel mit höheren Kursen, 30 mit tieferen und einer unverändert. In drei Aktien kam es bisher zu keiner Kursbildung.

Hintergrund

Bei der Volksabstimmung über die Sparvorgaben der internationalen Gläubiger hatten gut 61 Prozent der Griechen mit "Oxi" (Nein) votiert. Trotzdem hatte Finanzminister Varoufakis am Montagmorgen überraschend seinen Rücktritt angekündigt.

Nach dem deutlichen Ergebnis rechnet Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding nicht mit einem weiteren Hilfspaket für Griechenland. Es werde zwar lebhafte Diskussionen über den Umgang mit dem hoch verschuldeten Land geben, aber am Ende dürften sich die Eurozone-Staaten auf die Linie einigen, sich auf keine Gespräche über ein drittes Hilfspaket einzulassen.

Für die Commerzbank ist nach dem klaren Nein ein Austritt Griechenlands aus der Währungsunion ("Grexit") das wahrscheinlichste Szenario. "Die schwindende Liquidität der Banken und die leeren öffentlichen Kassen dürften die Regierung wohl bald zwingen, eine eigene Währung einzuführen", schrieb Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Der Schritt werde den Rest der Währungsunion nicht destabilisieren, auch weil ein "Grexit" zeige, dass offen reformunwillige Länder auf Dauer nicht in der Währungsunion bleiben können.

Bankwerte unter Druck

Aus Branchensicht standen Bankwerte nach dem Griechen-Referendum europaweit am stärksten unter Druck. Entsprechend gehörten die Anteilsscheine der Deutschen Bank, der Commerzbank und der Aareal Bank mit Abgaben zwischen 2 und 3 Prozent zu den Schlusslichtern innerhalb ihrer jeweiligen Indizes. "Finanztitel sind an der Börse immer besonders betroffen von erhöhter Unsicherheit um Griechenland, auch wenn das Geschäft bereits stark reduziert wurde und nur noch geringe direkte Abhängigkeiten bestehen", sagte ein Händler.

Die Unsicherheit wegen einer Beteiligung in Griechenland hat die Aktien der Deutschen Telekom um 1,82 Prozent ins Minus befördert. Die Telekom hält 40 Prozent am griechischen Branchenkollegen OTE. Die finanzielle Lage des Unternehmens sei nicht mit dem griechischen Staat vergleichbar, hatte ein Telekom-Sprecher allerdings noch Ende Juni betont. Ein positiver Kommentar der Citigroup rückte dagegen in den Hintergrund: Analyst Simon Weeden hatte sein Kursziel für die Aktie von 14,00 auf 17,50 Euro angehoben und die Einstufung auf "Buy" belassen.

Deutsche Post im Steigen

Die Aktien der Deutschen Post profitierten unterdessen vom Ende des Streiks. Nach vier Wochen Ausstand und dreitägigen Marathon-Verhandlungen hatten sich der Logistikkonzern und die Gewerkschaft Verdi am Sonntagabend auf einen Tarifabschluss geeinigt. Die Post verpflichtete sich darin, ihre aktuell beschäftigten Paketzusteller im Mutterkonzern zu halten. Post-Papiere standen als einziger DAX-Wert im Plus mit einem Gewinn von 2,77 Prozent.

Mit einem Minus von 1,04 Prozent präsentierten sich auch die RWE-Aktien in relativ guter Verfassung. Die massiv gefallenen Gewinne aus der Stromerzeugung zwingen Deutschlands zweitgrößten Energieversorger zu einem weitreichenden Umbau. Der Aufsichtsrat habe schon vor längerer Zeit den Vorstand mit einem entsprechenden Konzept beauftragt, sagte eine Konzernsprecherin. Ein Abbau von Personal stehe dabei jedoch nicht im Fokus, es gehe in erster Linie um einfachere Strukturen. Die "Rheinische Post" (Samstag) hatte berichtet, bei RWE sollten Töchter zusammengelegt oder mit dem Mutterkonzern verschmolzen werden.

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