Griechenland: Hilfsgelder kommen, Touristen nicht

Griechenland: Hilfsgelder kommen, Touristen nicht
Dem zweiten Kreditpaket wird wohl ein drittes folgen müssen. Finanzminister Venizelos kündigt seinen Rücktritt an. Urlauber durch Krawalle abgeschreckt.

Die Haare sind geschnitten. Privatgläubiger wie Banken, Versicherungen oder Fonds haben Griechenland Schulden in Höhe von 107 Milliarden Euro erlassen. Das war die Voraussetzung für das zweite Griechen-Hilfspaket in Höhe von 130 Milliarden Euro. Am Mittwoch gaben die Eurostaaten endgültig grünes Licht dafür.

Indes hat der griechische Finanzminister Evangelos Venizelos wenige Tage nach dem historischen Schuldenschnitt seinen Rücktritt angekündigt. Er werde von seinem Posten zurücktreten, sobald er formal zum Vorsitzenden der sozialistischen Partei (PASOK) ernannt werde, erklärte Venizelos am Mittwoch. Weil er der einzige Kandidat für den Vorsitz ist, gilt seine Wahl auf dem Parteitag am Sonntag als gewiss.

Hilfspaket

Wie schon das erste Hilfsprogramm wird auch das zweite in mehreren Tranchen ausgezahlt. Der Unterschied jetzt: Die Hilfskredite kommen nicht mehr von den Eurostaaten direkt, sondern vom Krisenfonds EFSF. Am Donnerstag wird noch der Internationale Währungsfonds (IWF) offiziell festlegen, mit wie viel Geld er sich am Griechen-Paket beteiligt.

Durch das neuerliche Paket sind die Finanzen Griechenlands für drei Jahre (bis 2014) gesichert. Danach sollte sich das Land wieder via Kapitalmarkt über die Ausgabe von Staatsanleihen finanzieren, lautete die ursprüngliche Hoffnung. Daran glaubt allerdings kaum noch jemand. Auf die Frage, ob es eventuell ein drittes Griechenland-Paket geben müsse, antwortete Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble Dienstagabend: „Vielleicht.“

Herabstufung

Als Reaktion auf den Schuldenerlass durch die Privatgläubiger hat die Ratingagentur Fitch die Bonität Griechenlands um vier Noten hochgestuft – von „teilweiser Zahlungsausfall“ auf „B-“. Die Gefahr eines neuerlichen Zahlungsausfalls sei allerdings nicht ganz gebannt, warnt Fitch.

Griechenland steckt seit Jahren in einer tiefen Rezession. Jetzt droht auch noch ein schwerer Schlag für den wichtigen Wirtschaftszweig Tourismus. Wegen der Fernsehberichte über Ausschreitungen bei Demos in Athen vergeht vielen Urlaubern die Lust auf Griechenland. Im zuständigen Ministerium in Athen rechnet man damit, dass heuer eine Million Gäste weniger als im

Vorjahr kommen werden, als gut 16 Millionen Touristen verzeichnet wurden. Bei Urlaubern aus Deutschland zeichnet sich ein Buchungsrückgang um 30 Prozent ab. Mit einer Kampagne will Griechenland jetzt sein Image aufpolieren.

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