Griechen taumeln Richtung Neuwahl und Pleite

Griechen taumeln Richtung Neuwahl und Pleite
Griechenland: Neuwahlen gelten als letzte Chance, dem Staatsbankrott zu entkommen. Vorerst aber rückt Athen der Pleite jeden Tag näher.

Jene Griechen, die am Euro festhalten, sind besorgt. Sie fürchten, dass ein Austritt oder Rauswurf aus der Eurozone das Land noch weiter ins Chaos führen könnte. Händeringend flehen Industriellenverband und Hoteliers die Parteien an, sofort eine Regierung zu bilden. Doch die Chancen stehen schlecht – auch für PASOK-Chef Evangelos Venizelos, der nun den Auftrag zur Regierungsbildung erhielt. Donnerstag Abend einigte er sich zumindest mit der kleinen gemäßigten Linkspartei Dimar. Gemeinsam streben sie nun eine breite Koalition an. Heute trifft Venizelos Konservativen-Chef Samaras. Scheitert er, werden für Mitte Juni Neuwahlen angesetzt, die nach Umfragen die Radikale Linke SYRIZA gewinnen würde. Es wird also schwer, eine Regierung zu finden, die sich für den Sparkurs einsetzt. Der KURIER versucht, einige Fragen rund um diese schwierige Lage zu beantworten.

Was passiert, wenn Griechenland sein Sparprogramm nicht weiterführt?
Dann würden EU, EZB und IWF ihre zugesagten Milliarden an Athen nicht auszahlen – und Griechenland wäre pleite. Denkbar wäre es in Brüssel eventuell, nur die nötigste Hilfe zu überweisen, um zumindest das Funktionieren des griechischen Staatsapparates aufrechtzuerhalten. Wahrscheinlicher aber wäre der Stopp der gesamten Finanzhilfe.

Welche Folgen hätte ein Staatsbankrott für Griechenland?
Ein Großteil des Landes käme zum Stillstand, Athen könnte seine Ausgaben kaum noch finanzieren – etwa Löhne für Beamte, Pensionen, Arbeitslosenhilfe. Verheerend wären die Folgen auch für die Banken: Sie haben dem Staat 50 Mrd. Euro geliehen. Dieses Geld wäre verloren, die Banken stünden vor dem Kollaps. Das wiederum würde die Privatwirtschaft dramatisch beschädigen: Ohne Kredite gibt es keine Investitionen, Griechenlands bereits enorm hohe Arbeitslosigkeit von 21,2 Prozent würde weiter stark ansteigen.

Würde Athen ein Ausstieg aus der Eurozone retten?
Der Hinauswurf eines Euro-Landes durch die anderen Mitglieder ist vertraglich ebenso wenig möglich wie ein freiwilliger Austritt. Doch selbst wenn ein juristischer Weg gefunden würde, stünde Griechenland eine steinige Zukunft bevor: Denn falls Athen die Drachme wieder einführt, würden die Griechen erst recht in ihren Schulden ersticken: Die in Euro aufgenommenen Kredite müssen in Form der abgewerteten Drachme zurückbezahlt werden, was die Schuldenlast drastisch steigern würde.

Wie sehr wäre die EZB von einem Staatsbankrott Griechenlands betroffen?
Dass die EZB die griechischen Staatsanleihen im Nominale von 50 bis 55 Milliarden Euro, die sie gekauft hat, abschreiben müsste, ist nur ein Teil des Problems. Ein weiterer Teil: Griechische Banken müssen sich fast ausschließlich bei der EZB mit Geld versorgen, weil ihnen sonst niemand etwas borgen will. Bei einer Staatspleite würde das Banksystem zumindest teilweise kollabieren und die EZB müsste auch die Bankkredite abschreiben. Spätestens dann müssten die Euroländer, darunter Österreich, frisches Geld in die EZB stecken.

Welche Folgen hätte Griechenlands Pleite für Europa?
Fatal wäre dies für alle Banken, die griechische Staatsanleihen halten. Doch eine Panik wie nach der Pleite der Lehman-Bank wird eher nicht befürchtet. Jedenfalls aber müssten Schuldenländer wie Italien und Spanien viel höhere Zinsen für neue Schulden zahlen. Das macht die Sanierung dieser Länder noch viel schwieriger.

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