Griechen: Löhne im Privatsektor müssen sinken

Griechen: Löhne im Privatsektor müssen sinken
Sparen sei nicht das einzige Ziel, meint Poul Thomsen, Griechenland-Kontrollor des IWF und fordert strukturelle Reformen.

Sparen, sparen, sparen. Das schien bisher beinahe die einzige Vorgabe, die Griechenland diktiert wurde. Nun ließ allerdings Poul Thomsen, der vom Internationalen Währungsfonds (IWF) als oberster Griechenland-Kontrollor eingesetzt ist, mit einer Überraschung aufhorchen. Der Kampf gegen das immense Budgetdefizit sei nicht die Hauptaufgabe, wie er in der griechischen Tageszeitung Kathimerini zitiert wird. Vielmehr müsse alles dafür getan werden, dass sich Strukturen ändern und das Land wettbewerbsfähiger wird. „Wir möchten sicherstellen, dass wir eine richtige Balance zwischen Haushaltsanpassungen und Reformen erreichen.“

Auf der einen Seite gibt Thomsen zu, dass es Grenzen dafür gebe, was eine Gesellschaft erdulden könne. Auf der anderen Seite will er den Druck aber noch erhöhen. Seine Vorschläge: Staatsbetriebe sollen geschlossen, Staatsbedienstete gefeuert werden. Auch der Privatbereich soll nicht ungeschoren bleiben. Mit niedrigeren Mindestlöhnen und weniger Urlaubsgeld soll das Lohnniveau gesenkt werden, um den Privatsektor wettbewerbsfähiger zu machen. Die Rede war zuletzt davon, dass Urlaubs- und Weihnachtsgeld ganz gestrichen werden. Für Thomsen ist es „skandalös, dass wegen der hohen Mindestlöhne rund 40 Prozent der jungen Menschen in Griechenland arbeitslos sind“.

Talfahrt

Neue Jobs zu schaffen wird allerdings schwer. Die Industrie steckt tief in der Rezession und baut mittlerweile den 45. Monat in Folge Arbeitsplätze ab. Der IWF ist Teil der „Troika“ (zu der auch EU-Kommission und EZB gehören), die mit Griechenland bis Ende der Woche neue Zielvorgaben ausverhandelt. Nur bei grünem Licht wird Griechenland das zweite Hilfspaket von mindestens 130 Milliarden Euro bekommen.

Zum grünen Licht gehört aber auch, dass Athen ein Abschluss der zähen Verhandlungen mit den Privatgläubigern gelingt. Diese müssen auf 100 Milliarden und damit auf gut 70 Prozent ihrer Forderungen verzichten.

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