Goldprofessionell: Wo sind die Anleger-Millionen versandet?

Anleger fielen auf Gold-Masche herein
Anlegeranwalt glaubt Angaben der Verdächtigen nicht. Tausende Sparer bangen um sehr viel Geld.

Im Anlageskandal der Salzburger Firma Goldprofessionell und ihrer gleichnamigen Schweizer Mutterfirma ist nach wie vor unklar, wo der Großteil des Vermögens versickert ist. Wie der KURIER berichtete, dürften zumindest 6000 Anleger um einen zweistelligen Millionenbetrag geschädigt worden sein. Allein der Masseverwalter der Salzburger Goldprofessionell hat sich mit 13 Millionen Euro Schaden dem Ermittlungsverfahren angeschlossen.

"Das ist wahrscheinlich nur ein Ausschnitt des Gesamtschadens", sagt der Anwalt Julian Korisek, der 600 Geschädigte vertritt. "Nach der derzeitigen Aktenlage ist noch immer unklar, wohin der große Brocken der Anlegergelder geflossen ist." Die gewieften Abzocker hatten den Anlegern weißgemacht, dass sie mit einem Bausparer ähnlichen Ansparplan in Gold und Silber automatisch 9,5 Prozent Bonus erhalten. Mit 30, 50 oder 100 Euro im Monat war man dabei. Laufzeit: sechs Jahre. "Sie haben über die Jahre Edelmetall-Ankäufe in Millionenhöhe getätigt, aber der Gesamtbetrag, den die Anleger eingezahlt haben, ist deutlich höher", sagt Korisek. Laut einer Ex-Mitarbeiterin sollen im Schnitt nur 40 Prozent der Gelder auch veranlagt worden sein. So ergaben die Ermittlungen, dass von 2009 bis 2016 Gold und Silber um insgesamt 9,48 Millionen Euro angekauft wurden. Hochgerechnet müsste das eingezahlte Gesamtvermögen mehr als 20 Millionen Euro betragen. Doch nur 100.000 Euro sollen bei Platzen der Affäre im Juni 2016 vorhanden gewesen sein.

Indes sollen die Finanzzampanos in Ausland beim Ankauf von Bruchgold überfallen worden sein. "Ich will nicht ausschließen, dass die zwei Geschäftsführer auch getäuscht wurden", sagt Anwalt Korisek. "Aber ich kaufe ihnen nicht ab, dass sie vom deutschen Edelmetallhändler Wolfgang Weber getäuscht wurden. Sie versuchen einem Toten den Schwarzen Peter zu zuschreiben."

Weber war Chef der Firma Noble Metal House (NMH) in Berlin und Direktor der Taurus Investors Limited mit Sitz in Dubai. NMH ging im Oktober 2014 pleite. Weber selbst soll mittlerweile verstorben sein. Laut Aktenlage soll der Deutsche Gold im Wert von 1,75 Millionen Euro für Goldprofessionell in Dubai gebunkert haben. Dabei hatte er dort nur eine Briefkastenfirma.

Saftiger Reibach

Weber, sagen die Ex-Chefs, habe schon 2013 Goldprofessionell übernommen. "Vor diesem Hintergrund wurden die neu hereinkommenden Gelder nicht mehr für den Ankauf von Edelmetallen, sondern für den laufenden Geschäftsbetrieb und neue Geschäftsideen verwendet", sagte Ex-Goldprofessionell-Chef Mathias L. aus. Der Vertriebschef kassierte 5000 Euro, ein leitender Mitarbeiter 8000 Euro und die zwei Chefs zuletzt je 15.000 Euro im Monat. Da fehlen trotzdem noch ein paar Millionen Euro.

Kommentare