Blankfein: Finanzsystem viel sicherer

Banken halten mittlerweile mehr Eigenkapital und sind dadurch stabiler, so Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein.

Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein hat die Bankenregulierung im Zuge der Finanzkrise als großen Erfolg gewürdigt. Das internationale Finanzsystem sei viel sicherer geworden, sagte Blankfein der Zeitung Welt am Sonntag. Es gebe inzwischen mehr sinnvolle Regulierung in der Branche. "Die Banken haben heute viel mehr Eigenkapital und sind dadurch stabiler", räumte der Manager ein. "Wir bei Goldman Sachs zum Beispiel haben heute 40 Prozent weniger Bilanzsumme, aber doppelt so viel Eigenkapital wie vor der Finanzkrise." Dass der Euro zerbricht, glaubt Blankfein nicht: "Selbstverständlich glaube ich an den Fortbestand des Euro."

Die unter dem Schlagwort Basel III bekannten neuen Eigenkapitalregeln bezeichnete Blankfein als den aktuell besten Standard. "Ich sehe keinen Grund, jetzt mehr oder weniger zu tun", betonte der US-Bankchef. Obwohl die Vereinigten Staaten bei der Umsetzung der Vorgaben hinterherhinken, werden die Geldhäuser nach seinen Worten bereits am Markt daran gemessen. Nach Zahlen der US-Notenbank (Fed) verdoppelte sich das Kernkapital der heimischen Großbanken von Ende 2008 bis 2012 auf 792 Milliarden Dollar. Das lagt vor allem daran, dass die Institute weniger Geld an ihre Aktionäre ausschütteten. Im jüngsten Bankenstresstest der Fed wurde Goldman gerügt. Ebenso wie Rivale JPMorgan muss die Bank bei ihren Dividenden- und Aktienrückkauf-Plänen nachbessern.

Blankfein machte allerdings deutlich, dass er nicht alle neuen Regeln gut finde. Kritik äußerte er an der nach dem früheren Fed-Chef Paul Volcker benannte Volcker-Regel, die den spekulativen Eigenhandel der Banken eindämmen und ihre Investitionen in Hedge-und Beteiligungsfonds beschränken soll. Diese Vorschriften lösten keine der wirklichen Probleme, sondern brächten neue Belastungen mit sich, bemängelte Blankfein. Die Volcker-Regel ist der US-Finanzindustrie ein großer Dorn im Auge. Sie ist seit 2010 Gesetz, aber bislang nicht umgesetzt. Wie Reuters zuletzt von mit dem Vorgang vertrauten Personen erfuhr, suchte Goldman nach Wegen, die Regel bei Beteiligungskäufen zu umschiffen.

Trennbankensystem kein guter Weg

In Deutschland sollen Sparer und Steuerzahler mit einem Trennbankengesetz künftig besser vor den riskanten Spekulationen der Banken geschützt werden. Der Bundestag verabschiedete das Gesetz am Freitag, das den Instituten vorschreibt, ab 2016 Teile ihres Eigenhandels von den Spareinlagen zu trennen. Blankfein sagte dazu, mit Blick auf die Finanzmarktstabilität halte er ein Trennbankenkonzept für keinen guten Weg.

Der Goldman-Chef verteidigte die nach wie vor hohen Bankervergütungen. "Talente hatten und haben ihren Preis", sagte er. "Wenn Sie mich fragen, sollten Lehrer, Krankenschwestern und andere Berufsgruppen mehr verdienen. Aber nicht ich entscheide über deren Bezahlung, sondern der Markt." Die Banken seien sich mittlerweile allerdings stärker über die Bedeutung der öffentlichen Meinung bewusst, da diese sich auf die Geschäfte auswirke. "Das sollte gewisse Exzesse so gut wie unmöglich machen", sagte der Manager.

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