Gold bringt kaum noch Erträge

Gold bringt kaum noch Erträge
Wer in Gold investiert, darf mit keinen großen Gewinnen mehr rechnen. Aktien sind das Gebot der Stunde.

Gold gilt als "die Krisenwährung". Der Preis für das edle Metall klettert regelmäßig, wenn Wirtschaft oder Finanzmärkte straucheln oder politische Konflikte die Welt erschüttern. Das hatte auch nach der Finanzkrise 2008 seine Richtigkeit. Verängstigte Investoren suchten sichere Häfen für ihr Vermögen und trieben den Goldpreis kräftig in die Höhe. Doch seit 2011 ist das anders. Europäische Wirtschaft und Politik mangelt es zwar nicht an Krisen - von Griechenland bis zu den Flüchtlingen - doch der Goldpreis fällt. Sogar am 24. August dieses Jahres, als China einen Kurssturz an den Börsen auslöste, bewegte sich der Goldpreis kaum.

Spekulanten sind weg

Für Alfred Reisenberger, Investmentstratege der Valartis Bank (Austria) ist das ein Zeichen dafür, dass Gold als spekulativer Hafen weggefallen ist. "Niemand kauft heute mehr Gold, weil er damit rechnet, dass der Preis rasch steigt“, sagt er. Trotzdem rät Reisenberger den betuchten Kunden der Bank, einen kleinen Teil ihres Vermögens in Gold zu investieren - einfach zur Sicherheit.

Verdienen aber könnten Anleger mit Gold nicht. Reisenberger setzt vielmehr auf Aktien. In allen Musterdepots der Bank - von konservativ bis spekulativ - sind die Aktienquoten voll ausgereizt. Bei Kursschwächen rät der Stratege zum Nachkauf. Denn das Gewinnwachstum der Unternehmen sei derzeit viel besser als das Wirtschaftswachstum und sollte sich 2016 sogar noch beschleunigen, glaubt Reisenberger. Dies gelte insbesonders für Europa, wo der niedrige Euro-Kurs den exportorientierten Unternehmen helfe. Die europäischen Börsen profitierten zudem von der anhaltend lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Deren Aufkauf von Staatsanleihen wird nach Einschätzung des Investmentexperten wohl länger laufen als bis September 2016, dem Datum, das die Zentralbank vorläufig als Ende des Kaufprogramms genannt hat.

US-Zinsen

Reisenberger rechnet damit, dass die US-Notenbank Federal Reserve die Zinsen heuer nicht mehr erhöhen wird. "Das wird 2016 passieren“, ist er überzeugt. Ob im Frühjahr oder noch später, getraut er sich nicht zu prognostizieren. In Europa jedenfalls sollten die Zinsen noch lange tief bleiben. Das begünstige weiterhin Immobilien, in die noch immer viel Geld fließe. Der Investmentstratege nutzt daher kurzfristige Kursschwächen zum Zukauf von Immobilienaktien vor allem am deutschen Markt, aber auch Bank-Titel und ausgewählte Werte von Industrieunternehmen. Da sucht er Titel, die „ausgebombt“ erscheinen. Bei VW-Aktien will Reisenberger noch nicht zugreifen. Hier sei die Unsicherheit noch viel zu groß.

Wiener Börse

In Österreich hält Reisenberger viel von Andritz und der Post. Beide Aktien haben einen Fixplatz in seinen Musterdepots. Aber auch Wienerberger, RHI und voestalpine zählen zu seinen Favoriten. Dass es etwa bei RHI große Kurssprünge gibt, ohne dass sich Fundamentaldaten änderten, ist für ihn ein Zeichen dafür, "dass die Börsen derzeit stark emotionsgetrieben sind". Die wirtschaftlichen Aussichten für Europa aber begründeten Kursrückgänge derzeit nicht.

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