Glyphosat: Monsanto erwartet grünes Licht

EU-Zulassung für das weit verbreitete Mittel gilt nur bis Ende Juni.
Krebserregend oder nicht – Expertenstreit über den Unkrautvernichter ist noch nicht entschieden.

Der Konflikt ist programmiert. Bis Ende Juni darf das Unkrautbekämpfungsmittel Glyphosat noch in der EU verwendet werden. Umweltorganisationen verlangen vehement ein Verbot und berufen sich dabei auf die IARC, die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation WHO. Laut deren Bewertung vom März 2015 ist Glyphosat "wahrscheinlich krebserzeugend".

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) veröffentlichte im November ihre Einschätzung. Bei korrekter Anwendung sei der Wirkstoff "wahrscheinlich nicht krebserregend". Eine Gruppe von Forschern kritisierte diese EFSA-Bewertung als nicht akzeptabel. Toralf Küchler, Leiter der Monsanto-Kommunikationsabteilung für Mitteleuropa, geht dennoch davon aus, dass die EU die Glyphosat-Zulassung verlängert: "Die Anzahl der Studien, die von der IARC herangezogen wurden, ist geringer als die Anzahl der Studien, auf deren Grundlage die EFSA entschieden hat."

Der Streit um Glyphosat deutet auf einen tieferen Konflikt hin. Die Ökoszene beklagt den ihrer Meinung nach zu weitreichenden Einfluss der Industrie. Gleichzeitig wehren sich die Industrie und Teile der Landwirtschaft gegen eine angeblich drohende Zwangsumstellung auf den Biolandbau. So habe Global 2000 kürzlich Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter aufgefordert, "alle Zeichen auf Vorrang für Bio zu stellen".

Übernahme

Ebenfalls in den nächsten Wochen soll die Entscheidung über Monsantos Kaufpläne fallen. Der US-Konzern hat ein Angebot für die Übernahme des Schweizer Saatgut- und Pflanzenschutzmittel-Produzenten Syngenta vorgelegt. Es geht dabei um eine Summe von mehr als 40 Milliarden Euro. Die Syngenta-Führung hatte zwar zunächst abgelehnt, nach Protesten von Großaktionären wird aber wieder verhandelt. Auch der chinesische Staatskonzern ChemChina hat ein Angebot für Syngenta auf den Tisch gelegt.

Die Chancen auf eine erfolgreiche Übernahme sind gestiegen. Seit dem ersten Angebot hat sich nämlich die Lage verändert. Nach ihrer Megafusion sollen die Chemiekonzerne Dow Chemical und DuPont den Agrarbereich in ein eigenes Unternehmen ausgliedern. Küchler sieht daher eine "veränderte Situation" und "Konsolidierungsbedarf" in der Branche. Der Mann weiß, wovon er spricht: Der gelernte Chemiker hat 17 Jahre für Syngenta gearbeitet. Erst seit Oktober heißt sein Arbeitgeber Monsanto. Im Falle einer erfolgreichen Übernahme könnte Monsanto nur den Pflanzenschutzbereich behalten und müsste den Saatgutbereich verkaufen, heißt es in der Branche. Grund ist das Kartellrecht.

Als eine wichtige Ursache für die Marktkonzentration nennt der Monsanto-Sprecher die enormen Kosten für die Entwicklung neuer Produkte beim Saatgut wie beim Pflanzenschutz. "Die Zulassung eines neuen Pflanzenschutzmittels dauert mindestens zwölf Jahre und kostet etwa 250 Millionen Euro. Dieses Risiko können nur große Unternehmen tragen."

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