Glücksspielpionier holt Stronach an Bord

Glücksspielpionier holt Stronach an Bord
Der Automatenproduzent und Casinobetreiber Paul Gauselmann will mit dem Austro-Kanadier den heimischen Markt aufrollen.

Der deutsche Selfmade-Millionär erklärt im KURIER-Gespräch seine Ziele am heimischen Automaten- und Casinomarkt.

KURIER: Sie haben gemeinsam mit Frank Stronach in Österreich die Merkur Entertainment gegründet. Warum diese Partnerschaft und kein Alleingang?
Paul Gauselmann: In jedem Land braucht man einen Partner vor Ort, wenn möglich einen sehr bekannten, der vom Markt eine Ahnung hat. Der Vorschlag, mit Frank Stronach zusammenzuarbeiten, kam von meinen Leuten. Wir haben uns dann kennengelernt und festgestellt, dass wir den gleichen Werdegang hatten. Er hat auch wie ich von null angefangen und sich ein Imperium aufgebaut. Es passte also.

Hat Stronach ausreichend Handschlagqualität? Bei seinem Sport-Sponsoring gilt er ja als wankelmütig.
Wir haben nicht nur per Handschlag einen Vertrag fixiert, sondern auch schriftlich. Da ich selbst auch Sportvereine unterstütze, weiß ich, dass man da nicht als der erfolgreiche Unternehmer auftreten kann. Man muss damit rechnen, dass man viele enthusiastische Fans hat, die man nicht vor den Kopf stoßen kann. Man muss spüren, wie die denken. Ich habe Verständnis dafür, wenn man mal ausgepfiffen wird. Das ist mir auch schon passiert.

In welchen Bundesländern hat sich Ihr Konsortium für Konzessionen für das kleine Glücksspiel beworben?
In Ober- und Niederösterreich, Burgenland wird folgen. Weitere Bundesländer werden dazukommen, weil sie sehen, dass man damit Geld verdient. Bisher gab es in Österreich ziemlich viele illegal oder halblegal aufgestellte Geräte. Es fehlte an klaren Richtlinien, das hat sich jetzt geändert. Mit der direkten Datenleitung vom Gerät zu einer staatlichen Stelle wird die beste Möglichkeit für geordnete Verhältnisse geschaffen.

In Wien geht man ja den umgekehrten Weg. Dort dürfen ab 2015 keine Automaten mehr betrieben werden.
Das ist jetzt der Stand der Dinge. Aber ich kenne die Menschen. Sie denken ,Was interessiert mich die Meinung von gestern?'. Die Vernunft wird siegen.

Sie interessieren sich auch für eine Casinolizenz in Niederösterreich. Wann bewerben Sie sich?
Die Ausschreibung liegt noch nicht vor. Wenn es sie gibt, werden wir uns das genau ansehen. Ich bin begeistert von Stronachs Anlage in Ebreichsdorf, die er ausbauen will. Darauf ist sein Fokus gerichtet, daher hat er in der Gesellschaft, die wir für die Casinos andenken, die zwei Drittel-Mehrheit, während es bei Merkur umgekehrt ist. Da waren wir uns relativ schnell einig.

Wie groß sehen Sie die Chancen, die Lizenz zu erhalten?
Wenn es korrekt zugeht, haben wir große Chancen, wenn nicht, haben wir weniger Chancen. Ich bin sicher, dass alles seinen geordneten Weg gehen wird.

Glücksspielpionier holt Stronach an Bord

Ist das neue österreichische Glücksspielgesetz zeitgemäß?
Im Vergleich zu Deutschland ist es bestens. Wir haben hier eine gewerbliche Freiheit, daraus ist das Spiel für die Menschen immer interessanter geworden. Der Erfolg wird uns geneidet. Jetzt will man alles einschränken. In Österreich hingegen geht man organisiert gegen Wildwuchs vor und hat mit EU-Absegnung ein Gesetz auf den Weg gebracht.

Welche Auswirkungen fürchten sie durch die neuen Gesetze in Deutschland?
Die Absicht der Länder ist es, sich die Konkurrenten der landeseigenen Casinos vom Hals zu schaffen. Alle Hunde werden auf uns gejagt. Wir werden durch alle Instanzen bis zum Höchstgericht gehen, wenn wir eingeschränkt werden. Wir sind ein Rechtsstaat und haben schon so manchen Prozess gewonnen. Denn wir machen nichts Illegales. Und daher weiß ich, dass wir gewinnen. Wir haben mehr als vier Milliarden Euro investiert. Von 70.000 Arbeitsplätzen in der Branche würden zwei Drittel wegfallen. Wir wollen daher keine Entschädigung, sondern eine dauerhafte Verlängerung der Lizenzen, Stichwort Bestandsschutz. Wir haben eine freie Marktwirtschaft und uns immer an die Gesetze gehalten. Dennoch werden wir auch andere Standbeine wie das internationale Geschäft oder das Internet forcieren.

Spielerschutz ist kein Argument für Sie?
Natürlich ist es ein wichtiges Argument für mich. Aber in der Debatte in Deutschland ist dies oft nur ein Vorwand und Ausdruck von Verlogenheit. Weil es im ländereigenen Bereich des Glücksspiels weiterhin unbegrenzte Freiheiten gibt. Jeder Automat in den Spielbanken hat das 8,5-fache Gefahrenpotenzial wie bei unseren Automaten. Die Länder sollen vor ihrer eigenen Türe kehren. Wir selbst haben seit Jahren eine Präventionsbeauftragte. Man muss aber die Dimensionen sehen. Von 100 Spielern haben 99 keine Probleme. Unsere durchschnittlichen Einnahmen liegen bei 10 Euro je Spieler.

In Deutschland werden Lizenzen für Internetspiele vergeben. Warum bieten Sie diese nicht schon längst über das Ausland an?
Das können wir uns nicht erlauben, weil wir nicht in Österreich sind, wo Internetspiele vernünftigerweise erlaubt sind. Halbseidenes machen wir nicht. Ich werde den offiziellen Weg gehen.

Die Süddeutsche Zeitung berichtete von illegalen Millionenzahlungen Ihrer Gruppe an Politiker und Parteien. Was ist da dran?
Nichts. Die Ermittlungen wurden wegen erwiesener Unschuld eingestellt. Dass unsere Führungskräfte von dem guten Gehalt, das sie erhalten, einen Teil an die Gesellschaft und diese Demokratie spenden, halte ich für selbstverständlich. Zudem ist ja Dank des deutschen Parteiengesetzes alles ganz transparent. Und zugegeben, durch Spenden stoße wir bei der Politik öfter zumindest auf ein offenes Ohr. Übrigens seit diesem Bericht kennt Merkur jeder in Deutschland.

In Cashpoint-Filialen, so ist zu hören, sollen illegale Automaten aufgestellt sein. Stimmt das?
Ein Teil der Filialen werden von Lizenznehmern betrieben, da haben wir kein Durchgriffsrecht. Und was Partner für Geschäfte abseits von Sportwetten machen, ist nicht unsere Sache. Im Übrigen lehnen wir grundsätzlich jedes illegale Geschäft ab.

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Zur Person: Paul Gauselmann
Karriere
Der 75-jährige Paul Gauselmann erlernte den Beruf des Fernmeldetechnikers. 1957 begann er mit dem Aufstellen von Musikautomaten, ehe er sich 1964 selbstständig machte. 1974 eröffnete er das erste Merkur-Casino. Seit 1977 produziert er Glücksspielgeräte. Er ist verheiratet und hat vier Söhne, einer lebt in Graz.

Merkur-Gruppe
Europaweit gibt es rund 400 Merkur-Spielstätten und -Casinos. In Deutschland ist die Gruppe führend, wichtigster Auslandsmarkt ist Italien. In Österreich ist Merkur bis dato über eine Mehrheit an Cashpoint und einem Casino im Prater vertreten. Die Gruppe erzielte 2010 mit 6000 Mitarbeitern 1,5 Mrd. Euro Umsatz.

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