Google steigt ins Drohnen-Geschäft ein

Der Internetgigant will mit dem Drohnen-Hersteller Titan Aerospace Internet in entlegenste Regionen bringen.

Wie viel Google für Titan Aerospace gezahlt hat, wurde nicht gesagt – verlautbart wurde nur der Kauf: Der Internetriese hat seinen Konkurrent Facebook ausgestochen und sich den Drohnen-Hersteller gekauft. Titan soll am Projekt Loon mitarbeiten, das mit Antennen auf riesigen Ballons Internet-Anschlüsse in entlegene Regionen bringen solle, erklärte Google dem Wall Street Journal.

Einsatz bereits 2015?

Die Drohnen von Titan, die noch in der Entwicklung sind, sollen mithilfe von Sonnenenergie angetrieben werden. Damit könnten sie fünf Jahre in einer Höhe von etwa 19 Kilometern fliegen. Die Flügel-Spannweite liegt mit knapp 50 Metern in der Dimension einer Boeing 767. Die Technik soll nach bisherigen Angaben 2015 reif für den Einsatz sein.

Laut Titan können die Drohnen Echtzeitaufnahmen der Erde in hoher Auflösung machen, über Sensoren Messungen der Atmosphäre durchführen und Daten und Sprache übertragen. Damit könnten sie auch für andere Dienste wie Google Maps wichtig sein, berichtet das Wall Street Journal. Titan Aerospace, eine Firma mit etwa 20 Mitarbeitern, wird laut der Zeitung weiterhin in New Mexico von ihrem alten Chef Vern Raburn geführt

Facebook-Drohnen

Anfang März hatte Medienberichte gegeben, wonach Facebook über einen Kauf von Titan verhandelt. Dem US-Sender CNBC zufolge ging es um etwa 60 Millionen Dollar. Stattdessen übernahm das Online-Netzwerk aber den britischen Drohnen-Entwickler Ascenta, der ebenfalls an solarbetriebenen Drohnen arbeitet. Der Preis lag laut Wall Street Journal bei 20 Millionen Dollar. Facebook will mit der Technik ebenfalls günstige Internet-Zugänge in entfernte Regionen in der Dritten Welt bringen.

Für den zivilen Einsatz von Drohnen soll es nach dem Willen der EU-Kommission europäische Regeln geben. Die Drohnen-Industrie habe großes Wachstumspotenzial, sagte EU-Verkehrskommissar Siim Kallas am Dienstag in Brüssel.

Dabei gehe es um ferngesteuerte Objekte, erklärte er: “Wir reden hier über Maschinen unter menschlicher Kontrolle, keine vollständigen Automaten.“ Letztere lässt die internationale Luftfahrtorganisation Icao nach Angaben der Brüsseler Behörde derzeit nicht zu.

Vorteile

Die Einsatzmöglichkeiten für Drohnen seien vielfältig, erklärte Kallas. “Zivile Drohnen können die Unterseite von Ölplattformen Hunderte Kilometer von der Küste entfernt inspizieren - eine sehr gefährliche Arbeit für einen Menschen.“ Auch zur Luftbeobachtung bei Naturkatastrophen oder zum Versprühen von Pflanzenschutzmitteln könnten die Flieger genutzt werden.

Offene Fragen

Da die Flugobjekte aber auch Grenzen überqueren könnten, will die EU-Kommission nun europäische Regeln entwickeln. Dabei geht es um die Betriebssicherheit, Schutz von Daten und Privatsphäre und Fragen von Haftung und Versicherung.

In Deutschland erkunden unter anderem der Onlinehändler Amazon und der Paketdienst DHL den Einsatz. Die USA setzen Drohnen schon länger zur militärischen Luftraumüberwachung oder für gezielte Angriffe auf Terroristen ein.

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