Globale Risiko-Exzesse: IWF warnt vor Knall

Globale Risiko-Exzesse: IWF warnt vor Knall
Fielen die Kurse von Anleihen auf ihr altes Niveau zurück, ergäbe das Verluste von 3800 Mrd. Dollar.

Das Finanzsystem ist verwundbar geworden, warnt der Internationale Währungsfonds (IWF). Das billige Geld, mit dem die Notenbanken die Märkte im Kampf gegen die Krise fluten, sei kaum bei den Unternehmen angekommen. Dafür pumpten sich neue Spekulationsblasen auf. "Derzeit wird nicht genug Risiko eingegangen, um das Wachstum zu fördern. Dafür nehmen Risiko-Exzesse zu, die die Finanzstabilität bedrohen", sagte IWF-Direktor José Viñals am Mittwoch in Washington. Ungewöhnlich starke Worte für die globale Krisenpolizei.Ob Aktien, Unternehmens- und Staatsanleihen oder Immobilien: Finanzwerte seien durch die Bank hoch bewertet, in vielen Ländern und zur gleichen Zeit. Das ist ungewöhnlich, aber als Nebenwirkung des historischen Zinstiefs erklärbar. Banken erhalten Geld fast zum Nulltarif, wodurch jedes Risiko abgeschafft scheint. Eine gefährliche Illusion.

Athleten gefragt

So hat der IWF fiktive Rechnungen für einen Kurseinbruch bei Anleihen angestellt: Was, wenn die Renditen zu ihrem langfristigen Niveau zurückkehren? Klingt nach keinem dramatischen Stress-Szenario; um zwei Prozentpunkte höhere Risikoprämien scheinen moderat. Die Folgen wären aber gewaltig: Die weltweiten Kursverluste würden 3800 Milliarden Dollar ausmachen (3000 Mrd. Euro). Wie gesagt, eine Modellrechnung. Aber sollten so große Verluste schlagartig anfallen, würde das die Weltwirtschaft gehörig beuteln.

Die gute Nachricht: Die Banken sind solider aufgestellt. Allerdings seien 70 Prozent im Euroraum immer noch nicht stark genug, um ausreichend Kredite zu vergeben. "Ein positiver Fitness-Check reicht nicht, wir brauchen muskulöse Athleten", sagte Viñals mit Blick auf den EZB-Stresstest. Unprofitable Geldhäuser sollten ihr Geschäftsmodell überdenken, kranke Institute ganz zusperren. Bedrohlich ist, dass viel Kreditgeschäft zu "Schattenbanken" abgewandert ist. Diese sind fast nicht reguliert.

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